Freiburg
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Gedenkstein in Freiburg

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Deportation

Alle sieben Sonderzüge, die die Reichsbahn für die Abschiebung der 5600 badischen Jüdinnen und Juden, bereit gestellte hatte, hielten am 22. Oktober bzw. am 23. Oktober 1940 in Freiburg auf dem Hauptbahnhof, bevor sie über die Brücke bei Breisach über den Rhein ins Elsass weiter fuhren. Einer dieser Sonderzüge nahm die etwa 350 Freiburger Deportierten auf.  Etwa dreiviertel dieser Verschleppten kamen entweder im Lager Gurs oder wurden in einem anderen französischen Lager um Leben oder sind in Auschwitz ermordet.

Jüdische Ortsgeschichte

Bereits im 13. Jahrhundert hatten sich jüdische Familien in der Stadt Freiburg niedergelassen. Wie in allen mittelalterlichen jüdischen Gemeinden entlang des Rheines wurde auch die Freiburger Judenschaft Opfer der Pestpogrome der Jahre 1348/1349 und späterer Verfolgungen. Nach der rechtlichen Gleichstellung der badischen Juden 1862 zogen viele jüdische Familien, vor allem aus den Breisgauer „Judendörfern“, in die ihnen bis dahin verschlossene Stadt Freiburg. Die 1864/65 gegründete Israelitische Gemeinde konnte bereits 1870 ihre Synagoge einweihen. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie um 1925 mit 1.399 Mitgliedern (1,6 % der Einwohnerschaft). Während des Novemberpogroms setzten SA- und SS-Männer am frühen Morgen des 10. Novembers 1938 die Synagoge in Brand. Wenige Tage nach dem Pogrom verwies die Schulverwaltung die jüdischen Kinder von den Volksschulen. Sie waren nun gezwungen, die jüdische Schule in der heutigen Lessing-Realschule zu besuchen.

Die im Lauf des Jahres 1945 nach Freiburg zurückgekehrten 15 Jüdinnen und Juden bildeten den Kern der jüdischen Nachkriegsgemeinde. Durch Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion seit den 1990er Jahren hatte die jüdische Einheitsgemeinde viele Mitglieder (2016: 594 Mitglieder) hinzugewonnen. Die Freiburger „Egalitäre jüdische Chawurah Gescher e.V.“ gehört der „Union progressiver Juden“ an.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

Auf der Wiwili-Brücke erinnert ein bronzener Mantel mit einem Davidstern an den Abtransport der Freiburger Juden.

Synagoge

Das jüdische Gemeindezentrum mit Synagoge (1987erbaut) steht an der Ecke Nussmann / Engelstraße in der Nähe des Münsters.

Stolpersteine

Freiburger „Stolpersteine“: https://stolpersteine-in-freiburg.de

Quellen
Reckendorf, Lilli: Wir gingen stumm und tränenlos, in: Bosch, Manfred (Hg.), Alemannisches Judentum. Spuren einer verlorenen Kultur, Eggingen 2001, S. 271-284
Liefmann, Martha / Liefmann, Else: Helle Lichter auf dunklem Grund. Die „Abschiebung“ aus Freiburg nach Gurs 1940-1942. Mit Erinnerungen an Prof. Dr. Robert Liefmann, Konstanz 1995
Berent Schwineköper/Franz Laubenberger: Geschichte und Schicksal der Freiburger Juden. Aus Anlass des 100jährigen Bestehen der israelitischen Gemeinde in Freiburg, Freiburger Stadthefte, Nr. 6, 1963