Weinheim
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Gedenkstein in Weinheim

49.544964, 8.6602703

Deportation

Über 30 der insgesamt 46 in einem amtlichen „Verzeichnis der am 22. Oktober 1940 aus Baden aufgeführten Juden“ genannten Weinheimer Jüdinnen und Juden sind in einem der französischen Lager oder in Auschwitz oder ein einem anderen Mordlager in Osteuropa ums Leben gekommen. Mindestens zwölf haben überlebt. Einer davon war Kurt Altstädter (geb. 1929), mit seinen elf Jahren der jüngste der Weinheimer Deportierten. Hilfsorganisationen versteckten ihn in einem Bauernhof bei Aix-les-Bains und schmuggelten ihn 1943 in die Schweiz. Nach 1945 wanderte er nach Chile aus, wo er 2011 verstorben ist. Seine Eltern Karoline und Ludwig Altstädter sah Kurt Altstädter nie wieder. Sie wurden von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet. Auch die 1933 geborene Doris Hirsch wurde durch die OSE gerettet. Nach dem Krieg kehrt sie nach Deutschland zurück, von wo sie um 1950 in die USA emigrierte.

Jüdische Ortsgeschichte

Die im 13. und im 14. Jahrhundert in Weinheim nachweisbaren jüdischen Gemeinschaften wurden Opfer von Pogromen. Erst im 17. Jahrhundert kam es wieder zu einer Ansiedelung jüdischer Familien in der kurpfälzischen Stadt. 1690 wurde eine Synagoge erwähnt, in der die jüdische Gemeinde bis zum Bau eines neuen Gotteshauses 1905/1906 ihre Gottesdienste feierte. Im 17. / 18.Jahrhundert bestattete die Weinheimer Judenschafte ihre Toten auf ihrem alten Friedhof im Gewann „Judenbuckel“ südlich der Altstadt; später nutzten sie den Hemsbacher Verbandfriedhof. Die höchste Zahl jüdischer Bewohner Weinheims wurde um 1905 mit 192 Personen erreicht.

Zu Beginn des NS-Herrschaft 1933 existierten in Weinheim mehr als 30 jüdische Geschäfte bzw. Unternehmen; die meisten waren in der Hauptstraße angesiedelt. Bereits am 11. März wurde in Weinheim zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen, auch der reichsweite Boykott am 1. April wurde befolgt. In den folgenden Jahren verzogen etliche jüdische Familien aufgrund der gegen sie gerichteten Repressalien in andere Städte oder wanderten aus. Während des Novemberpogroms 1938 sprengten SA-Männer die Synagoge, nachdem sie zuvor ihre Inneneinrichtung demoliert hatten. 

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

Unweit des Standortes der ehemaligen Synagoge (Bürgermeister-Ehret-Straße) erinnert seit 1967 eine Gedenktafel an das jüdische Gotteshaus.

Im Weinheimer Stadtgarten steht ein Mahnmal für die Opfer von Gewalt, Krieg und Verfolgung.

Stolpersteine

„Stolpersteine“ in Weinheim: www.juden-in-weinheim.de

Quellen
Fauth, Dieter: Wertheim im Nationalsozialismus aus Opferperspektiven. Gedenkbuch zum Projekt Stolperstein, Zell/Main 2013.
Fauth, Dieter: Wertheim im Nationalsozialismus aus Opferperspektiven. Gedenkbuch zum Projekt Stol-persteine, Zell / a. Main 2013; (2. erheblich erweiterte Auflage 2023)