Külsheim
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49.668739, 9.518566

Deportation

Mit dem Abtransport von dreizehn Jüdinnen und Juden am 22. Oktober 1940 ins südfranzösische Internierungslager Gurs – neun Männer und vier Frauen zwischen 48 und 70 Jahren – endete die lange Geschichte der Külsheimer Juden. „Die kommen dahin, wo sie hingehören“, wurde einer Külsheimerin gesagt: „Da habe ich gedacht, nach Palästina.“ Im Lager Gurs oder in einem seiner Nebenlager verstarben Recha Scheuer, Fanny Brückheimer, Johanna Baum und das Ehepaar Feist und Johanna Baum. In Auschwitz wurden Samuel und Bertha Bär ermordet sowie Max Brückheimer, Barbara Kuhn, Samuel Scheuer und Johanna Reichert. Über die Schicksale von Mathilde Baum und Berta Hahn liegen keine Informationen vor. Berta Hahn konnte 1941 von Gurs aus in die USA auswandern. Sie konnte als einzige Külsheimer Deportierte die Zeit der Verfolgung überleben.

Jüdische Ortsgeschichte

Bereits im Mittelalter existierte in Külsheim eine jüdische Gemeinde, eine zweite entstand in der frühen Neuzeit, deren frühestes Zeugnis der um 1600 gegründete jüdische Friedhof ist. Ende des 18. Jahrhundert besaß sie eine Synagoge (gegenüber Bergstraße 8) mit einer Elementarschule. Ihre höchste Zahl erreichte die jüdische Gemeinde 1864 mit 211 Personen. Um 1933 waren in Külsheim noch einige jüdische Betriebe aktiv: mehrere Viehhandlungen, ein Weiß- und Wollwarengeschäft, ein Schuhgeschäft, eine koschere Gastwirtschaft, eine Mazzenbäckerei und ein Kolonialwarengeschäft. Die Synagoge in der Bergstraße blieb während des Novemberpogroms 1938 unbehelligt (später zerstört).

Von den 36 zwischen 1933 und 1940 in Külsheim wohnhaften jüdischen Personen kamen mindestens 15 in zwischen 1940 und 1945 ums Leben.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Friedhof

Der jüdische Friedhof mit seinen 900 Gräbern an der Straße nach Steinbach (Hans-Weisbach-Straße 23) ist das einzige Zeugnis der jüdischen Geschichte von Külsheims (Info-Tafel).

Stolpersteine

„Stolpersteine“ in Külsheim: https://pags-kuelsheim.de/geschichte-wird-lebendig/

Quellen
Bartholme, Werner: (Bearb.), Mahnmal Deportation 1940 – Külsheim, Main-Tauber-Kreis, Baden-Württemberg, online abrufbar unter: denkmalprojekt.org/2019/kuelsheim-deportation-1940_main-tauber-kreis_bw.html
Spengler, Wilhelm: Wirkendes Leben, ein Arzt erzählt, Lengerich/Westfalen 1960, S. 85-92
Weiss, Elmar / Edelmann, Irmtraut / Lauf, Helmuth: Geschichte der Brunnenstadt Külsheim, Bd, 2, Külsheim 1992, S. 129-169