Ittlingen
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Gedenkstein in Ittlingen

49.1924184, 8.932138

Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurden Frieda Ladenburger, Hannchen Weinschenk und sechs Angehörige der Familie Wimpfheimer von Ittlingen nach Gurs deportiert. Ein Zeitzeuge erinnert sich an ihre Abholung: „Zwei Ittlinger sind mit den Juden durch das Dorf gegangen. Ich bin da nicht hin, ich habe mich so aufgeregt. Erwin Wimpfheimer war mit mir in die Schule gegangen. Mein Großvater ist hin und hat sich verabschiedet. Da haben sie zu ihm gesagt: ‚Morgen holen wir dich auch‘. Später haben sie dann die Sachen der Familien verkauft. Ich bin zu meiner Mutter gelaufen und habe sie gefragt, ob sie etwas für meinen Bruder Rudolf kaufen möchte. Meine Mutter war mit Frau Wimpfheimer befreundet und hat gesagt, dass wir auf keinen Fall da etwas davon nehmen.“ Drei der aus Ittlingen abgeholten Jüdinnen und Juden sind vor dem Sommer 1942 im Lager Gurs bzw. im Lager Rivesaltes verstorben, bevor die Deportationen aus den französischen Lagern nach Auschwitz einsetzten. Diesen Transporten ist etwa ein Drittel der badischen Jüdinnen und Juden zum Opfer gefallen, darunter auch Frieda Ladenburger und das Ehepaar Emma und Max Wimpfheimer, das ihrem 1931 geborenen Sohn Erwin. Einer Hilfsorganisation anvertrauten, die ihn bis zur Befreiung Frankreichs in einem Kloster versteckte. Erwin Wimpfheimer ist der einzige Überlebende der am 22. Oktober 1940 aus Ittlingen verschleppten Jüdinnen und Juden.

Jüdische Ortsgeschichte

In dem reichsritterschaftlichen Dorf Ittlingen lebten vermutlich bereits schon vor dem 30jährigen Krieg jüdische Familien. Eine „Schul und Synagoge“ wurde 1686 zum ersten Mal erwähnt. 1805 erbaute sich die jüdische Gemeinde gegen den Widerstand der christlichen Ortsbevölkerung eine neue Synagoge.

Ihre Toten begruben Ittlinger Jüdinnen und Juden auf den jüdischen Friedhöfen von Heinsheim und von Waibstadt, ab 1819 auf dem neuen jüdischen Friedhof in Eppingen und ab 1887 auf in ihren in diesem Jahr eingeweihten Friedhof. Im Ersten Weltkrieg sind sechs Männer aus der jüdischen Gemeinde den „Heldentod“ gestorben. Das Kriegerdenkmal auf dem kommunalen Friedhof führt auch ihre Namen auf. 1887 zählte die jüdische Gemeinde Ittlingens 145 Mitglieder, 1900 113 (8,1% der Einwohnerschaft), 1933 waren es nur noch 37. Spätestens Ende 1938 gaben alle noch in Ittlingen lebenden Juden ihre Gewerbe und Läden auf; während des Novemberpogroms wurde die Synagoge am10. November 1938 demoliert und später abgerissen.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

Eine Gedenktafel in der Unteren Mühlgasse erinnert an die ehemalige Ittlinger Synagoge.

Friedhof

Der jüdische Friedhof von Ittlingen liegt an der Bergstraße.

Quellen
Angerbauer, Wolfram / Frank, Hans Georg: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn, Heilbronn 1986, S. 182-186
Stude, Jürgen: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe, Karlsruhe 1990, Ortsartikel Weingarten, S. 383-388
Hundsnurscher, Franz / Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale. Veröffentlichung der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 19, Stuttgart 1968, S. 142-143