Hainstadt (Buchen)
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49.5391052, 9.3316827

Deportation

Aus Hainstadt deportierten die Nationalsozialisten am 22. Oktober 1940 sechs Menschen nach Gurs.  Karoline Hoffmann, Klara Hofmann und Abraham Neuberger sind im Lager Gurs verstorben. Frieda Hirschberger und Sofie Hofmann wurden von den Nationalsozialisten von Gurs aus über das Sammellager Drancy bei Paris im August 1942 nach Auschwitz verbracht und dort ermordet. Emma Neuberger, die Ehefrau von Abraham Neuberger überlebte die Zeit der Verfolgung: Später wanderte sie in die Vereinigten Staaten aus.

Jüdische Ortsgeschichte

Die Anfänge der jüdischen Gemeinde des zum Ritterkanton gehörenden Dorfes Hainstadt reichen in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Der um 1600 von der Herrschaft erbaute „Judenbau“ (heute Wohnhaus), in dem auch der Betsaal der Judenschaft untergebracht war, steht in der Kellerstraße (frühere Judengasse). 1819 erbaute sich die jüdische Gemeinde Hainstadt eine Synagoge in der Buchener Straße (nicht erhalten). 1825 lebten 160 Jüdinnen und Juden im Dorf (13,2 % der Einwohnerschaft). In dieser Zeit hatten sich die jüdischen Hainstadter auf den Vertrieb der Erzeugnisse der heimischen Leinenweber spezialisiert. Anfang der 1930er Jahre führten die jüdischen Geschäftsleute  in Hainstadt eine Trikotagen- und Wollwarengeschäft, ein Eisenwarengeschäft, Viehhandlungen und das Gasthaus „Zur Sonne“.

1933 zählte die jüdische Gemeinde Hainstadt nur noch 38 Mitglieder, von denen einige noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges in die USA auswandern konnten. Während des Novemberpogroms 1938 verschafften sich auswärtige SA-Männer mit Gewalt den Zugang zur Synagoge und zerstörten ihre Fensterscheiben und das Mobiliar. Obwohl das Gebäude nur wenig beschädigt war, wurde es nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges abgerissen.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Andere Zeugnisse

Der Grundstein des „Judenbaus“ (Hornbacher Straße 6-8) zeigt einen „Händedruck“. Diese Geste kehrt auf dem Gedenkstein von Hainstadt wieder.

Quellen
Trunk, Gerlinde: Gedenkstein zur Erinnerung an jüdische Mitbürger aus Hainstadt. Der Wartturm, 53 (2012), S. 23-24
Mahr, Daniel (Hg.): Zeugnisse jüdischer Existenz im Altkreis Buchen. Die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Altkreis Buchen, Buchen 2006, S. 20-21
Hundsnurscher, Franz / Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale. Veröffentlichung der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 19, Stuttgart 1968, S. 302.