Walldürn
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Gedenkstein in Walldürn

49.584797, 9.366818

Deportation

Die letzten zehn am 22. Oktober 1940 in Walldürn verbliebenen jüdischen Bewohner wurden nach Frankreich verbracht und dort im „Camp de Gurs“ interniert. Unter ihnen waren die 1924 geborene Irene Kahn und die Schwestern Beate (*1937) und Frommet (*1939) Zimmern. Die drei überlebten, weil ihre Eltern sich dazu durchrangen, sie in die Hände einer der in den Lagern tätigen Hilfsorganisationen zu geben. Mit Hilfe der jüdischen Organisation Œuvre de secours aux enfants (OSE), wurden die drei Mädchen zuerst in ein Kinderheim verbracht und später bei nichtjüdischen Familien versteckt. Beate und Frommet Zimmern waren bis zu ihrer Auswanderung in die USA 1951 in Heimen der OSE untergebracht. Irene Kahn lebte 1946 in einem Heim der „Éclaireurs israélites de France“, einer jüdischen Pfadfinderorganisation. Ihre Eltern Leopold und Elise Kahn wurden von den Nationalsozialisten nach Auschwitz verbracht und dort ermordet, ebenso David und Lydia Zimmern, die Eltern der Geschwister Zimmern sowie Leopold Zimmern. Auf dem Lagerfriedhof von Gurs ruht der am 16. Oktober 1941 verstorbene Eduard Neuberger. Über das Schicksal von Klara Roos liegen keine Informationen vor.

Jüdische Ortsgeschichte

Nach der Auslöschung der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde Walldürns 1348/1349 und einer Neuansiedelung von kurzer Dauer Mitte des 15. Jahrhunderts ließen sich erst Anfang des 18. Jahrhunderts wieder jüdische Familien in der Wallfahrtsstadt nieder. Die jüdische Gemeinde von Walldürn hatte immer nur wenige Mitglieder, dennoch unterhielt sie im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts einen eigenen Betsaal. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie um 1864 mit 38 Seelen.

1933 betrieben die vier in der Stadt ansässigen jüdischen Familien ein Trikotagen-Wollwarengeschäft, ein Eisenwarengeschäft und das Gasthaus „Zur Sonne“. Angesichts ihrer sinkenden Mitgliederzahl gab die jüdische Gemeinde ihren Betsaal um 1934 auf. Diese diente im Anschluss dann vorübergehend als Treffpunkt für auswanderungswillige jüdische junge Erwachsene, die bei Bauern der Umgebung landwirtschaftliche Grundkenntnisse für ein Leben in Palästina erwerben wollten.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

Eine Tafel am Standort des ehemaligen jüdischen Betsaals erinnert an die jüdische Geschichte Walldürns (Zunftgasse 3).

Quellen
Gramlich, Walter: Aus der Geschichte der Walldürner Juden, in: Walldürner Heimatblätter, 30 (1986), S. 8-9.
Gramlich, Walter: Zur Geschichte der Walldürner Juden, in: 25 Jahre Heimat- und Museumsverein und Neueröffnung des Museums Walldürn, Walldürn 1991, S. 51-61