Triberg
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48.1301564, 8.2324351

Deportation

Am 22. Oktober 1940 wohnten in Triberg nur noch das Ehepaar Otto Erwin und Frieda Haas mit ihrem dreijährigen Sohn Siegfried. Gestapo und Gendarmerie holten die Familie aus ihrem Haus in der Gerwigstraße. In Villingen musste Otto Haas in einem eigens für diesen Zweck angemieteten Raum im Bahnhofsgebäude Eigentumsübertragungen von einem Notar beurkunden, während seine Familie zusammen mit den in Villingen, Geisingen und Riedöschingen Festgenommenen im Keller des Landratsgebäudes festgehalten wurden. Erst am späten Abend lief der aus Konstanz kommende Zug ein, der mit Zwischenhalten in Offenburg und in Freiburg nach Südwestfrankreich fuhr. Wenige Wochen nach ihrer Abholung wurde ihr Hausrat im Gasthaus Sonne öffentlich versteigert.

Unmittelbar nach der Ankunft im Lager Gurs wurde die Familie auseinandergerissen, worunter Frieda Haas sehr litt. Zweimal im Winter 1940/41 wurde sie deswegen für längere Zeit in das Hospital eingewiesen.  Erst ihre Verbringung in das für Familien eingerichtete Lager Rivesaltes bei Perpignan im Frühjahr 1941 brachte sie wieder zusammen. Am 10. August 1942 wurde das Ehepaar Haas zum Sammellager Drancy bei Paris verbracht, vier Tage später verließ  der Transportzug (Convoi Nr. 19) Drancy mit dem Ziel Auschwitz. Nach dem Krieg wurden Otto und Frieda Haas durch das Amtsgericht Triberg für tot erklärt.

Ihren 1936 geborenen Sohn Siegfried hatte das Ehepaar vor ihrer Abholung in die Obhut der jüdischen Hilfsorganisation „OSE“ gegeben, die ihn im Kinderheim „Château Masgelier“ und später bei einem französischen Bauern unterbrachte. 1944 erlebte Siegfried Haas die Befreiung Frankreichs, 1946 nahm in die Familie eines Onkels in in New York auf. Siegfried Haas war der einzige der zehn jüdischen Einwohnern Tribergs zwischen 1933 und 1945, der die Zeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten überleben konnte.

Jüdische Ortsgeschichte

Bis zur rechtlichen Gleichstellung der badischen Juden im Jahr 1862, war Juden der Zuzug nach Triberg verwehrt. Die wenigen nun zuziehenden Jüdinnen und Juden bildeten eine Filialgemeinde der israelitischen Gemeinde Offenburg. Die zu Beginn der NS-Herrschaft 1933 in der Stadt lebenden jüdischen Menschen sahen sich zunehmend Repressalien ausgesetzt. Dr. Hans Wagner und seine Frau Milly, hielten diesem Druck nicht stand und nahmen sich am 18. März 1935 das Leben. Nach ihrer Flucht in die Niederlande wurde Hedwig Heymann nach der Besetzung ihres Gastlandes durch die deutsche Wehrmacht im August 1942 nach Auschwitz verbracht und dort ermordet.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

In der Krypta des Kriegerdenkmals von Triberg erinnert eine Bronzetafel an die jüdischen Bürger der Stadt.

Quellen
Broghammer, Herbert: Antisemitismus im Nationalsozialismus - Hakenkreuz und „Judenstern", Aachen 2004
Pro Stolpersteine Vilingen-Schwenningen e. V.: Die Deportation jüdischer Villinger und Villinger nach Gurs 22. Oktober 1940, Villingen 2020