Strümpfelbrunn (Waldbrunn)
17

Gedenkstein in Strümpfelbrunn

49.463671, 9.0788879

Deportation

Alle acht am 22. Oktober 1940 in Strümpfelbrunn lebenden Jüdinnen und Juden mussten sich dem Deportationstransport anschließen. Am 29. Dezember 1940, nur wenige Tage nach der Ankunft im Lager Gurs, verstarb Josef Monatt - mit seinen 91 Jahren war er der älteste Deportierte aus Strümpfelbrunn. Er ist auf dem Lagerfriedhof von Gurs beigesetzt, wo auch Heinrich Israel und Salomon Bär ruhen. Kein Grab fanden Ferdinand Bär, Julchen Bär, Rosa Bauer und Alex Monatt: Sie wurden im August 1942 über das Sammellager Drancy bei Paris nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Vermutlich ist auch Thekla Kaufmann in Auschwitz zu Tode gekommen.

Jüdische Ortsgeschichte

Wegen seines Viehmarktes war das kurpfälzische Dorf Strümpfelbrunn ein Anziehungspunkt für jüdische Viehhändler. Zur Gründung der jüdischen Gemeinde kam es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Ersterwähnung 1757). 1825 umfasste sie 60 Personen, was 11,5 % der Ortsbevölkerung entsprach. 1831 richtete sie sich im Obergeschoss eines Hauses in der Kirchstraße einen Betsaal ein. Zu Beginn der 1930er Jahre lebten die wenigen noch in Strümpfelbrunn ansässigen jüdischen Familien vom Viehhandel. Das Gasthaus „Zum Löwen“ wurde von dem jüdischen Wirt Heinrich Israel betrieben. 1933 wurden 19 jüdische Einwohner in Strümpfelbrunn gezählt.

Während des Novemberpogroms am 10. November 1938 drangen SA-Männer in den Betsaal der jüdischen Gemeinde ein und verbrannten die Torarollen und andere Ritualgegenstände. Auch das Gasthaus „Zum Löwen“ wurde verwüstet und anschließend in Brand gesetzt. Die jüdischen Männer Strümpfelbrunnns wurden am gleichen Tag verhaftet und für mehrere Wochen im KZ-Dachau festgehalten.

Mindestens neun der 19 im Jahr 1933 in Strümpfelbrunn registrierten Jüdinnen und Juden sind dem Rassenwahn der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen.

Quellen
Glaser, Otmar: Das Fotoalbum der Serry Adler : vom Schicksal eines jüdischen Mädchens in der NS-Zeit, in: Unser Land (2018), S. 249 - 250
Landauer, Rudolf / Lochmann, Reinhart (Bearb.): Spuren jüdischen Lebens im Neckar-Odenwaldkreis, Dallau 2008
Hundsnurscher, Franz / Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale. Veröffentlichung der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 19, Stuttgart 1968, S. 265-266