Sinsheim
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Gedenkstein in Sinsheim

49.254151, 8.875582

Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten sechs jüdischen Einwohner Sinsheims in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert. Der 75jährige Moritz Ledermann erlag wenige Tage nach seiner Ankunft den Strapazen der Lagerhaft, die betagten Eheleute Kohn starben im Spätsommer 1941 im Lager Rivesaltes. Erna Kohn, die Tochter von Moritz Ledermann und Josef Scherer und Fanny Ledermann überlebten die Zeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten 1933-1945.

Jüdische Ortsgeschichte

1471 wird zum ersten Mal ein jüdischer Händler in Sinsheim aktenkundig, doch erst ab Beginn des 18. Jahrhunderts kann von einem jüdischen Gemeindeleben in der der damals kurpfälzischen Stadt gesprochen werden. Die israelische Gemeinde Sinsheim war immer eine kleine Gemeinde. 1825 machte sie mit 75 Mitgliedern 1,8 % der Ortsbevölkerung aus. 1837 konnten sie ihre Synagoge einweihen, 1890 ihren Friedhof. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielten die jüdischen Gewerbetreibenden eine bedeutende Rolle im wirtschaftlichen Leben der Kraichgaustadt.

1933 umfasste die jüdische Gemeinde Sinsheim 71 Personen. Die mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten einsetzende Entrechtung, der wirtschaftliche Boykott und die zunehmenden Repressalien lasteten schwer auf den jüdischen Familien. Sie durften keine Grundstücke erwerben und erhielten keine Gemeindeaufträge mehr; die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, Märkten, Versteigerungen usw. wurden ihnen verboten. 1935 verwehrte die Stadtverwaltung auswärtigen Jüdinnen und Juden den Zuzug nach Sinsheim.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

An die jüdische Gemeinde Sinsheim erinnert ein Gedenkstein am Standort der ehemaligen Synagoge (Kleine Grabengasse).

 

Friedhof

Der jüdische Friedhof ist durch eine Hecke vom städtischen Friedhof Sinsheims abgegrenzt.

Quellen
Beisel, Peter: Jüdische Spuren in unserer Heimat. Mit besonderer Berücksichtigung der Situation in Waibstadt, in: Kraichgau 17(2002), S. 99
Teichert, Heinz: Zur Geschichte des jüdischen Friedhofs im Mühlbergwald, in: Im Kraichgau 7 (1981)
Vögele, W: u.a.: Juden in Waibstadt, in: 1200 Jahre Waibstadt. 1995, S. 256-301