Sindolsheim
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Gedenkstein in Sindolsheim

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Deportation

Aus Sindolsheim wurden am 22. Oktober 1940 sechs Jüdinnen nach Gurs verschleppt. Elise Heimberger, Jettchen Niedermann und die hochbetagten Sannchen Schorsch und Jette Schorsch ruhen auf dem Friedhof des Lagers Gurs, Klara Rothschilds auf dem Friedhof des Lagers Récébédou. Zum Schicksal von Johanna Niedermann liegen keine Informationen vor.

Jüdische Ortsgeschichte

Die Anfänge der jüdischen Gemeinde im reichsritterschaftlichen Dorf Sindolsheim sind in der Zeit des 18. Jahrhunderts zu suchen. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1839 mit 71 Personen erreicht. 1875 gehörten 45 Einwohner Sindolsheim der jüdischen Religionsgemeinschaft an (etwa 6 % der Einwohner Sindolsheims), 1900 nur noch 26. Angesichts dieses Mitgliederschwunds löste der Oberrat der Israeliten Badens die Gemeinde 1921 auf; ihre Mitglieder wurden der benachbarten Synagogengemeinde Eberstadt zugewiesen. Aus Sindolsheim stammt die Familie des 1927 in Karlsruhe geborenen Paul Niedermann (1927-2018) - ein Überlebender des Lager Gurs. Ihm hat das Ökumenische Jugendprojekt Mahnmal viel zu verdanken.

Auch nach Hitlers Machtantritt 1933 blieben die christlichen Sindolsheimer ihren jüdischen Mitbürgern wohlgesinnt. Die Synagoge, in der schon seit vielen Jahren kein Gottesdienst mehr stattgefunden hatte, verfiel und musste abgebrochen werden. Das Gemischtwarengeschäft von Sannchen Schorsch und die Bäckerei David Hirsch (mit Lebensmittel-, Kurz- und Gemischtwaren) mussten 1938 schließen. Am 12. Juli 1938 wurde Walter Hecht verhaftet und in das KZ Dachau eingeliefert. Wegen eines angeblichen Fluchtversuches wurde er am 17. Juli 1938 von Wachposten im Lager erschossen. Während des Novemberpogroms 1938 verprügelten auswärtige SA-Männer zwei Sindolsheimer Jüdinnen.

In der NS-Zeit kamen von den 1933 in Sindolsheim wohnhaften neun jüdischen Personen sieben ums Leben.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Stolpersteine
Quellen
Lochmann, Reinhart: Die Geschichte der Juden in Sindolsheim, in: „Heimatbuch ‘Sindolsheim", Sindolsheim 1999, S. 306–309
Lochmann, Reinhart: Die Geschichte der Juden in Rosenberg, in: „Heimatbuch Rosenberg 2001", S. 31-34