Sennfeld (Adelsheim)
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Gedenkstein in Sennfeld

49.380724, 9.387982

Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurden 21[1] jüdische Einwohner Sennfelds verhaftet und zum Rathausplatz gebracht, wo ein Bus stand, der sie zum Heidelberger Bahnhof fuhr, dem Ausgangspunkt eines Deportationszuges nach Frankreich. Als die 78jährige Johanna Neumann im Bus darum bat, ihren in der Aufregung vergessenen Koffer, in dem sich auch ihr Gebiss befand, holen zu dürfen, wurde ihr dies verweigert. Sieben der Sennfelder Deportierten sind in einem der französischen Lager verstorben, darunter der bei der Deportation einen Monat alte Lot Fleischhacker und der 1934 geborene Rolf Neumann. Elf Sennfelder Deportierte wurden nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Von drei Personen fehlen die Nachrichten. Nur drei der 21 Sennfelder Deportierten überlebten die Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung.

Jüdische Ortsgeschichte

Die Entstehung der jüdischen Gemeinde des reichsritterschaftlichen Dorfes Sennfeld geht in die Zeit des 17. Jahrhundert zurück. Ihre damals eingerichtete „Judenschule“ wurde 1836 durch einen Neubau ersetzt. 1882 konnte sie ihren gemeinsam mit der Nachbargemeinde Adelsheim getragenen Friedhof einweihen. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie um 1895 mit 124 Personen (10 % der gesamten Einwohnerschaft). 1933 existierten im Ort noch mehrere jüdische Vieh- und Pferdehandlungen, Metzgereien, eine Getreide-Großhandlung und eine Bäckerei mit Mazzenversand.

Während des Novemberpogroms am 10. November 1938 schändeten die Nationalsozialisten den Betsaal der Synagoge. Auch das landwirtschaftliche Lehrgut, welches in Sennfeld zwischen 1936 und 1939 jüdische Jugendliche auf eine Auswanderung nach Palästina vorbereitete, war Ziel der antisemitischen Zerstörungswut.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Die ehemalige Synagoge in der Hauptstraße 43 dient heute als Heimatmuseum und als Gedenkstätte für die jüdischen Gemeinden Sennfeld und Adelsheim.

Friedhof

Der jüdische Friedhof von Sennfeld liegt nordöstlich des Dorfes.

Stolpersteine

"Stolpersteine“ in Adelsheim: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Adelsheim

Quellen
Klarsfeld, Beate und Serge: Endstation Auschwitz. Die Deportation deutsche und jüdischer Kinder aus Frankreich. Ein Erinnerungsbuch. Böhlau u. a. 2008, S. 104
Lochmann, Reinhart: Die Ehemalige Synagoge Sennfeld: Gedenkstätte für die jüdischen Gemeinden Sennfeld u. Adelsheim, in: Orte des Gedenkens und Erinnerns in Baden-Württemberg, Stuttgart 2007, S. 39-42
Scholz, Rüdiger: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Sennfeld, in: Unser Land (1994), S. 45-49