Schwetzingen
13

Gedenkstein in Schwetzingen

49.384775, 8.569852

Deportation

Als am 22. Oktober 1940 ein Großteil der jüdischen Bevölkerung Badens von den Nationalsozialisten aufgefordert wurde, sich für die Abholung bereit zu halten, lebten noch fünf jüdische Frauen in Schwetzingen: Frieda Bermann mit ihren Töchtern Therese (29 Jahre), Else (21 Jahre) und Ruth (13 Jahre) sowie die Witwe Flora Vogel. Die Geschwister Bergmann konnten mit Hilfe der Quäker, den französischen jüdischen Pfadfindern und der Resistance, aus dem Lager Gurs herausgeholt und an einen sicheren Platz gebracht werden. Ihre Mutter Frieda Bergmann sollte sie nie wieder sehen. Anfang August 1942 wurde sie mit dem Transport 17 vom Lager Gurs aus nach Auschwitz verschleppt; ebenfalls dem Transport 17 war auch Flora Vogel zugeteilt. Beide Schwetzinger Frauen wurden vermutlich in Auschwitz ermordet.

Jüdische Ortsgeschichte

1689 wurden zum ersten Mal jüdische Händler in Schwetzingen aktenkundig. 1825 lebten 50 Jüdinnen und Juden in der Stadt (2 % der Ortsbevölkerung). Die höchste Mitgliederzahl erreichte die jüdische Gemeinde Schwetzinges um 1880 mit 119 Personen. Bis zur Einweihung ihres eigenen Friedhofes 1893 setzte sie ihrer Toten auf dem jüdischen Friedhof von Wiesloch bei. Eine eigene Synagoge besaß sie nicht, sie feierte ihre Gottesdienste in Privathäusern. Seit 1901 nutzte sie einen Raum im Schwetzinger Schloss als Betsaal, 1925 umfasste sie nur noch 24 Mitglieder.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 musste die jüdische Gemeinde ihren Gebetsaal im Schloss räumen und ihre Gottesdienste wieder in Privatwohnungen abhalten. Zuletzt trafen sich ihre Mitglieder im Haus von Mathilde Springer. Während des Novemberpogroms 1938 verwüsteten Schwetzinger SA-Männer die Wohnung von Mathilde Springer. Die von ihnen entwendeten Torarollen und Ritualgegenstände schichteten die SA-Männer zu einem Scheiterhaufen. Nach dem Novemberpogrom 1938 emigrierten viele Schwetzinger Jüdinnen und Juden ins Ausland oder zogen in andere Städte.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

Vor dem Eingang zum früheren jüdischen Betsaal im Schwetzinger Schloss in der Zeyherstraße erinnert eine Gedenkstätte an die ehemalige jüdische Gemeinde. Der im Rahmen des Mahnmalprojektes geschaffene Vor-Ort-Stein ist Teil dieser Gedenkstätte.

Friedhof

Der jüdische Friedhof Schwetzingens liegt neben dem kommunalen Friedhof.

Andere Zeugnisse

Auf dem Platz zwischen Rathaus und „Hotel Adler Post“ liegt die Gedenkstätte „Spiegel der Geschichte“ für die Schwetzinger Opfer des Nationalsozialismus.

Quellen
Maier, Joachim: Die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus Freudenberg am Main. Ein Gedenkbuch, Freudenberg am Main 2014
Lohrbächer, Albert: Sie gehörten zu uns - Geschichte und Schicksale der Schwetzinger Juden. Schriften des Stadtarchives Schwetzingen 7/1987
Betz, Frank-Uwe: Verfolgte, Widerständige, Ausgebeutete. Über die Nazizeit in der Region Schwetzingen-Hockenheim, Ubstadt-Weiher u.a. 2015