Schriesheim
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Gedenkstein in Schriesheim

49.478602, 8.66365

Deportation

1939 zogen die Eheleute Mina und Julius Fuld nach Mannheim, danach lebten keine Juden mehr in Schriesheim. Am 22. Oktober 1940 wurde das Ehepaar Mina und Julius Fuld von seinem neuen Wohnsitz aus nach Gurs verschleppt. Auch der im Israelitischen Krankenhaus in Gailingen untergebrachte Schriesheimer Ludwig Oppenheimer kam nach Gurs. Wenige Tage nach seiner Ankunft ist er dem im Lager grassierenden Typhus erlegen. Mina und Julius Fuld konnten im Dezember 1941 durch Vermittlung amerikanischer Verwandter aus dem Lager hinaus und in die USA auswandern.

Jüdische Ortsgeschichte

Im Zug der Pestpogrome der Jahre 1348/1349 wurden auch die damals in Schriesheim lebenden Jüdinnen und Juden ermordet. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ließen sich wieder jüdische Familien in der kurpfälzischen Stadt nieder. 1807 feierte die jüdische Gemeinde ihre Gottesdienste in einer „Judenschule“ in einem Privathaus. In den 1830er Jahren kaufte sie eine ehemalige Kirche und wandelten sie in eine Synagoge um. Anfang der 1870er Jahre errichtete sie sich eine eigene Begräbnisstätte, davor hatte sie ihre Toten auf dem jüdischen Friedhof von Hemsbach beigesetzt. 1925 umfasste die jüdische Gemeinde Schriesheim nur noch 40 Mitglieder. Diese verdienten ihren Lebensunterhalt vor allem mit Vieh-, Fell- und Getreidehandel; weiter gab es noch ein jüdisches Textilwarengeschäft in Schriesheim.1933 lebten noch 38 jüdische Bürger in Schriesheim. Während des Novemberpogroms am 10. November 1938 schleppten SA-Männer Bücher und Kultgegenstände aus der Synagoge zum Rathausplatz und verbrannten sie dort.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Friedhof

Auf dem jüdischen Friedhof „in der Plöck“ stehen etwa 50 Grabsteine.

Stolpersteine
Andere Zeugnisse

Gedenktafel an der Eingangsmauer zum Hof der ehemaligen Synagoge in der Lutherischen Kirchgasse

Quellen
Maier, Joachim / Stärker-Weineck, Monika: Spuren jüdischen Lebens. Dokumentation der Ausstellung aus Anlass des Besuchs der jüdischen Schriesheimer, in: Schriesheimer Jahrbuch 7 (2003), S. 32-95
Maier, Joachim: Die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung und „Euthanasie“ aus Schriesheim. Ein Gedenkbuch. Hrsg. von der Stadt Schriesheim, Ubstadt-Weiher u. a., 2019
Stärker-Weineck, Monika: Ein „Guter Ort“ – der jüdische Friedhof in Schriesheim, in: Schriesheimer Jahrbuch 8 (2004), S. 203-232
Hundsnurscher, Franz / Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale. Veröffentlichung der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 19, Stuttgart 1968, S. 265-266