Obergimpern (Bad-Rappenau)
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49.25719, 9.039381

Die frühere Obergimperner Synagoge kurz nach 1945
Deportation

Zu Beginn der NS-Zeit hielten sich nur noch sehr wenige jüdische Familien im Ort auf. Das Synagogengebäude war bereits vor dem Novemberpogrom von 1938 an die katholische Pfarrgemeinde verkauft worden; deshalb blieb es auch vor Zerstörung verschont (nach 1945 abgebrochen). Aus Obergimpern wurden am 22. Oktober 1940 Johanna Dreyfuß, Emma Weinberger und das Ehepaar David und Flora Grombacher nach Gurs verschleppt. Am 10. August 1942 deportierten die Nazis das Ehepaar Grombacher in eines der Todeslager in Osteuropa. Emma Weinberger verstarb am 12. Juli 1943 im Lager Gurs im Alter von 79 Jahren.

Jüdische Ortsgeschichte

Mit Unterbrechungen lebten seit Ende des 16. Jahrhunderts jüdische Familien im reichsritterschaftlichen Dorf Obergimpern. 1805 erbaute sich die jüdische Gemeinde eine Synagoge (mit Ritualbad) in der Grombacher Straße. Erstmals werden Juden 1588/1589 genannt. Nach deren Ausweisung durch den kurpfälzischen Grafen siedelten sich etwa 100 Jahre später erneut Juden hier an. Im Dachgeschoss eines von einer jüdischen Familie bewohnten Hauses hatte man einen Betraum eingerichtet. 1805 wurde ein neues Synagogengebäude, ein Fachwerkbau, in der Grombacher Straße errichtet. Über die Finanzierung der Baukosten war es zu einem Streit mit den Juden aus Untergimpern gekommen, die bis dahin die Synagoge in Obergimpern besucht hatten. Eine Mikwe befand sich zunächst im Kellerraum eines Privathauses, ehe diese dann der Synagoge angeschlossen wurde.

Ihre Toten brachte sie auf die jüdischen Friedhöfe in Waibstadt und in Heinsheim. Die jüdischen Kinder besuchten die christlichen Ortsschulen. 1825 lebten 67 Jüdinnen und Juden (6% der Einwohnerschaft) im Dorf. 1827 wurde Obergimpern dem Rabbinatsbezirk Sinsheim zugeteilt. Im Zusammenhang der bürgerlichen Gleichstellung der Juden Badens kam es in Obergimpern 1830 und 1832 zu Ausschreitungen - als Reaktion auf die in den badischen Kammern geführte Diskussion über die rechtliche Gleichstellung der badischen Juden. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte israelitische Gemeinde Obergimpern um 1841 mit 110 Personen. 1900 umfasste sie 40 Mitglieder (8 % der Einwohnerschaft Obergimperns). Nach 1850 wanderten in Obergimpern jüdische Familien vermehrt ab.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Stolpersteine
Quellen
Angerbauer, Wolfram / Frank, Hans Georg: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn, Heilbronn 1986, S. 115-121
Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, 1988
Hahn, Joachim / Krüger Jürgen: Synagogen in Baden-Württemberg. Teilbd. 2, Orte und Einrichtungen, Stuttgart 2007, S. 36 u. 27