Nussloch
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49.3246718, 8.6910808

Jüdische Ortsgeschichte

Nußloch Rhein-Neckar-Kreis

Konfirmanden aus Nußloch. JAHR Der Vor-Ort-Stein steht im Nußlocher Park

Beschreibung der Gedenksteine

Der Nußlocher Gedenkstein symbolisiert auf seiner Vorderseite den Leidensweg der Jüdinnen und Juden. Die Nennung der Orte Nußloch und Gurs sowie der Jahreszahl 1940 weisen auf die Eckpunkte des Geschehens hin. Es gibt keine hinreichende menschliche Erklärung für das Geschehen, sodass als Ausweg und zum Zeichen der Erlösung nur die Weggemeinschaft mit Gott bleibt, symbolisiert durch die „Jakobsleiter“. Auf der Rückseite des Steines sieht man die Weltkugel, die daran erinnert, dass Menschen verschiedener Herkunft, Nationalität und Religion unter Einsatz ihres eigenen Lebens jüdisches Leben gerettet haben. Die Unterseite der Deckplatte trägt in hebräischer Schrift den Gottesnamen „Jahwe“; für die obere, sichtbare Fläche der Gedenkplatte wurde die Formulierung „Möge ER gedenken“ gewählt, da im Judentum der Name Gottes nicht ausgesprochen wird.

Jüdische Ortsgeschichte

Erstmals werden 1712 Juden am Ort genannt. Mitte des 18. Jahrhunderts feierten die Nußlocher Juden ihre Gottesdienste in einem Betsaal. Ob dieser Betsaal mit dem Betsaal der im Juli 1938 verkauften Synagoge in der Friedrichstraße identisch ist, muss offenbleiben. Die höchste Zahl jüdischer Bewohner wird um 1871 mit 68 Personen erreicht. 1900 zählte die jüdische Gemeinde noch 41 Mitglieder, 1925 nur noch 21. Die wenigen im Ort wohnenden und zurückgezogen lebenden jüdischen Familien ernährten sich vom Viehhandel und vom Handel mit Textilien und Tabak. Am 10. November 1938 wurde Siegfried Mayer in das KZ-Dachau verbracht aus dem er erst wieder Weihnachten 1938 zurückkehrte. Das Synagogengebäude blieb während des Novemberpogroms unbehelligt, da es sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Besitz der jüdischen Gemeinde befand.

Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurden die Schwestern Else und Gertrud Mayer und das Ehepaar Julius und Karoline Bernheim von Nußloch aus in das Lager Gurs verschleppt. Alle vier Deportierten kamen in der Zeit des Nationalsozialismus ums Leben. Der 83jährige Julius Bernheim erlag am 12. November 1940 nur wenige Tage nach der Ankunft in Gurs den Folgen des Lagerlebens. Das Schicksal seiner 1859 geborenen Ehefrau Karoline ist nicht geklärt. Die Schwestern Else und Getrud Mayer wurden im August 1942 von Gurs aus über das Sammellager Drancy bei Paris nach Auschwitz verbracht und dort ermordet.

Zeugnisse

■ In Nußloch erinnern vier „Stolpersteine“ an die am 22. Oktober 1940 von dort nach Gurs deportierten Nußlocher Jüdinnen und Juden.

 

Quellen
Günther, Karl: Manis aus Nussloch. Zur Geschichte der Juden in der Kurpfalz, in: Heidelberger Apokryphen, Heidelberg 1990, S. 72 – 86
Joachim Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, 1988