Messelhausen
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Gedenkstein in Messelhausen

49.576023, 9.788618

Jüdische Ortsgeschichte

Messelhausen (Lauda) Main-Tauber-Kreis

Die Messelhausener Gedenkstein wurden von Florian Härtig und Wolfgang Rupp 2004/2007 geschaffen. Die beiden Schüler erhielten Unterstützung von ihrem Lehrer Josef Seubert am Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda. Der Vor-Ort-Stein steht auf dem Dorfplatz vor dem ehemaligen Rathaus Messelhausens (mit Gedenktafel).

Beschreibung der Gedenksteine

D Die beiden Schüler erforschten die Geschichte der Juden in Messelhausen und dokumentierten die Schicksale der nach Gurs deportierten Frauen Emma Fleischhacker, Lina Reis und Hermine Stein.

Josef Seubert, der den Schülern eine zerbrochene Treppenstufe als Ausgangsmaterial für die Gedenksteine zur Verfügung stellte, hatte sie mit Bedacht gewählt: „Wir denken, dass es eine besondere Symbolkraft hat, zwei Teile eines ehemals Ganzen an den verschiedenen Orten aufzustellen. Um die Symbolik nicht zu stören, habe ich an den Bruchstücken nichts geändert“. „Der Bruch, den der Holocaust in der Geschichte darstellt“, so die beiden Schüler, „kommt in den Steinen zur Anschauung, aber auch in der teilweisen Verborgenheit des Davidsterns. Die Judenheit, die er symbolisiert, wollten die Nazis zerstören. Die Struktur des Gesamtmahnmals bringt es zum Ausdruck: Das hätten sie fast auch erreicht. Unsere Steine legen den Akzent anders: Der Davidstern sollte nach dem Willen der Nazis von der Welt verschwinden, beseitigt werden; mit der Deportation nach Gurs hatten sie dies für den Bereich Baden weitgehend auch bewirkt. Deshalb muss der Stern wieder ganz zum Vorschein, zum Leuchten gebracht werden. Dazu will die Erinnerungsarbeit ihren (kleinen) Beitrag leisten.“

Jüdische Ortsgeschichte

1795 umfasste die jüdische Gemeinde Messelhausen fünf Familien. 1825 zählte sie 35 Seelen, was sieben Prozent der Einwohnerschaft des Dorfes entsprach. Trotz ihrer geringen Mitgliederzahl war sie 1859 in der Lage eine Synagoge zu unterhalten. Die wirtschaftliche Situation der jüdischen Einwohner war insgesamt gut, einige Familien waren sogar zu Wohlstand gekommen. Grundlage dafür waren vor allem der Viehhandel und das Kreditgeschäft. 1925 bestand die jüdische Gemeinde nur noch aus 13 Mitgliedern, 1931 wurde sie aufgelöst und die Synagoge aufgegeben.

Die Jugendlichen interviewten Zeitzeugen zum jüdischen Leben in Messelhausen, dabei erhielten sie auch Informationen über die Abholung der letzten noch im Dorf lebenden Jüdinnen Hermine Stein, Lina Reis und Emma Fleischhacker: „Im Sägewerk gab es ein Auto und der Besitzer war der Bürgermeister. Dann hat es geheißen, dass er die Juden wegfahren muss. Dann sind die auf die Ladefläche von dem Auto gesetzt worden und nach Tauberbischofsheim gefahren worden. Da war eine Sammelstelle und von dort aus sind sie weitertransportiert worden. Das war so morgens um 10 Uhr. Das war keine Nacht und Nebel-Aktion.“ Keine der drei aus Messelhausen deportierten Frauen kehrte zurück: Hermine Stein verstarb am 4. Oktober 1941 im Lager Gurs, Lina Reis am 20. Dezember 1941 im Lager Récébédou. Emma Fleischhacker wurde am 10. August 1942 von Gurs aus über das Sammellager Drancy bei Paris nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

 

 

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Die ehemalige Synagoge (Freiherr-von-Zobel-Straße 24) ist erhalten; die Rundbogenfenster und das Eingangsportal erinnern an ihre ursprüngliche Bestimmung.

Quellen
Hahn, Joachim: Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Stuttgart 1988, S. 349-351
Hundsnurscher, Franz / Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale. Veröffentlichung der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Bd. 19, Stuttgart 1968, S. 200-201
Zehnter, Johann Anton: Geschichte des Ortes Messelhausen, o. O. 1901, S. 251-260