Malsch bei Karlsruhe
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Die Malscher Gedenksteine sind das Werk von Vielen: Vom Jugendgemeinderat, von Konfirmandinnen und Konfirmanden, von Mitgliedern der Katholischen Jugend und vom Heimatverein Malsch und von vielen Malscher Bürgerinnen und Bürgern.
Die beiden Teile des Malscher Memorialsteines, dessen Kontur an eine ausgebreitete Thorarolle erinnert, wurde mittels 19 Bohrlöcher aus dem Steinbruch gesprengt. Die 19 Bohrlöcher symbolisieren die 19 deportierten jüdischen Malscher Mitbürger. In den Stein gehauen wurde ein Keimling, als Zeichen der Hoffnung für eine neu entstehende christlich-jüdische Freundschaft. Außerdem zeigt der Memorialstein Ritzzeichnungen einer Frauengestalt, eines Trinkgefäßes und eines Laib Brots sowie eines LKWs. Mit diesen Zeichnungen würdigt der Stein eine mutige Malscherin, die den auf dem Kirchplatz ausharrenden Juden etwas zu Essen gebracht hatte und dabei ihre Verhaftung riskierte.
Deportation aus Malsch
Als am 22. Oktober 1940 zwanzig Jüdinnen und Juden auf dem Kirchplatz zusammengetrieben wurden, bewies eine christliche Malscherin Zivilcourage, wie ihre Tochter berichtete: „Auch meine jüdische Nachbarin Betty wurde abgeholt. Sie hatte meiner Mutter gerufen und gesagt: ‚Anna, die holen uns, helft mir doch!‘ Die Uniformierten waren erbarmungslos. Sie riefen nur ‚raus, raus‘ […]. Am Nachmittag zwischen 14.00 und 15.00 Uhr, kam eine Malscher Frau zu uns in den Hof und teilte meiner Mutter mit, dass diese Menschen immer noch am jetzigen Kirchplatz ohne Essen und Trinken ausharren müssen. Meine Mutter besorgte daraufhin in der Bäckerei Melcher eine Tasche voll Brötchen, bereitete zu Hause ein Kakaogetränk, holte einige Tassen und ging mit mir zum LKW auf den Kirchplatz. Ein Wachposten mit Gewehr wollte uns dann den Zutritt verwehren. Es gab ein Disput mit meiner Mutter, die ihm sagte, dass diese Menschen heute in aller Frühe abgeholt wurden ohne die Möglichkeit zu haben, noch etwas zu essen und zu trinken. Deshalb bringe ich ihnen jetzt was vorbei. Der Wachhabende antwortete meiner Mutter, ob sie nicht wisse, dass dies verboten ist. Daraufhin sagte meine Mutter ihm, er solle sich mal dort am Pfarrhaus den Aushang anschauen, damit ich etwas verteilen kann. Mit großen Augen drehte sich tatsächlich der Wachhabende um und ging in Richtung Pfarrhaus. Als er zurückkam, hatten die ersten schon die leeren Tassen wieder vom LKW heruntergegeben.“