Lützelsachsen (Weinheim)
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Gedenkstein in Lützelsachsen

49.527169, 8.649365

Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurden fünf Jüdinnen und Juden aus Lützelsachsen abgeholt und nach Gurs deportiert. Niemand von ihnen überlebte die Zeit der Verfolgung. Der 82jährige Max Benjamin und seine 78jährige Frau Nenny starben etwa einen Monat nach ihrer Ankunft in Gurs. Auch Berta Lindheimer und Cilly Vollweiler sind auf dem dortigen Lagerfriedhof begraben. Über das Schicksal von Thekla Maier liegen keine Informationen vor.

Jüdische Ortsgeschichte

Die jüdische Gemeinde Lützelsachsen ist nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden. Ende des 18. Jahrhundert hatte sie bereits über ein eigenes Gotteshaus (heute Wohnhaus) verfügt. 1840 erwarb sie die ehemalige lutherische Kirche und widmete sie in eine Synagoge um. Die höchste Zahl ihrer Mitglieder erreichte sie 1871 mit 122 Personen (ca. 10 % der Ortsbevölkerung), 1925 lebten nur noch 21 Jüdinnen und Juden im Dorf. 1937 mussten sie mangels Mitglieder aufgelöst werden. Die seit Jahren nicht mehr genutzte Synagoge ging 1938 in Privatbesitz über, was sie vor Übergriffen während des Novemberpogroms 1938 bewahrte. Um 1933, als noch 13 Jüdinnen und Juden in Lützelsachsen lebten, existierten noch folgende jüdische Geschäfte im Ort: Eine koschere Metzgerei, eine Viehhandlung, ein Textilgeschäft, eine Pelzhandlung, ein Mehl- und Futtergeschäft und eine Eisenhandlung sowie ein Lebensmittelgeschäft.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Am einstigen Standort der Lützelsachsener Synagoge in der Wintergasse informiert eine Tafel über ihre Geschichte.

Stolpersteine

Stolpersteine in Lützelsachsen: www.juden-in-weinheim.de.

Quellen
Gutjahr, Rainer: Weinheimer und Lützelsachsener Juden im 18.Jahrhundert. Eine Nachlese, in: „Unser Museum“12 (2001), S. 9-11
Gutjahr, Rainer: Vier Dokumente zur Geschichte der Juden in Lützelsachsen an der Bergstraße, in: „Unser Museum“ 18/ (2007), S. 24.30
Heuser, Erika / Rößler, Andrea (Bearb.): Stolpersteine in Weinheim – Ein Rundgang, Weinheim 2018