Kuppenheim
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Gedenkstein in Kuppenheim

48.828324, 8.253382

Deportation
Die im Oktober 1940 noch in Kuppenheim wohnenden 16 Jüdinnen und Juden wurden am frühen Morgen des 22. Oktobers 1940 abgeholt. Als Sammelplatz diente die Bühler Turnhalle, wie sich eine Zeitzeugin erinnerte: „Ich habe einen Lastwagen in der Ortsmitte gesehen, auf dem jüdische Familien waren. (…) Es ging laut zu, es gab Geschrei“. Die Verhafteten wurden schließlich zum Karlsruher Hauptbahnhof gebracht und von dort mit einem der Sonderzüge nach Südwestfrankreich gefahren. Zehn der aus Kuppenheim abgeholten Jüdinnen und Juden sind in einem der französischen Lager verstorben oder in Auschwitz ums Leben gekommen. Max Dreyfuß und seine Gattin hatten es geschafft, ais dem Lager hinauszukommen und so die Zeit der Verfolgung zu überleben. Nach dem Krieg zogen sie zu ihren Töchtern in die USA. Zu den Kuppenheimer Überlebenden gehörten auch die 1921 geborene Ilse Schlorch. Sie kam mit Hilfe einer Angehörigen des YMCA aus dem Lager, ihr Bruder Ludwig (geb. 1929) wurde von Mitarbeitern der OSE im Kinderheim „Châeau Montintin“ untergebracht. Als im Sommer 1942 die Transporte nach Auschwitz anliefen, wurden auch ihr älterer Bruder Günther (geb. 1920) mit den Eltern Rosa und Semi Schlorch dorthin verbracht.
Jüdische Ortsgeschichte
Die jüdische Gemeinde der baden-badischen Stadt Kuppenheim wird erst Ende des 17. Jahrhunderts fassbar, doch war sie bereits 1694 im Besitz einer eigenen Begräbnisstelle, die auch von den umliegenden jüdischen Gemeinden belegt wurde. Ihre im 18. Jahrhundert erbaute Synagoge stand am Ende der Löwengasse. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte die jüdische Gemeinde um 1864 mit 142 Personen. 1875 zählte sie 121 (7,6 % der Einwohnerschaft) Mitglieder, 1933 waren es nur noch 51. Ihren Lebensunterhalt verdienten die jüdischen Familien vor allem mit Viehhandel, es gab aber auch jüdische Eisenwaren - und Textilhändler.
Über den Ablauf des Novemberpogroms 1938 in Kuppenheim berichtet ein Augenzeuge: „Am frühen Morgen des 10. Novembers 1938 erschienen fremde Zivilisten auf Lastwagen in Kuppenheim, die scheinbar gleichgültig durch die Straßen schlenderten, um sich dann in Gruppen vor den Häusern der jüdischen Bürger aufzustellen. Es waren getarnte SA-Leute. Kurz darauf verhaftete die Gestapo elf jüdische Männer und brachte sie zum Sammelplatz vor der Turnhalle. Am Nachmittag rollten neue Lastwagen mit getarnten SA-Leuten vor das Kuppenheimer Rathaus, die den Auftrag hatten, die Wohnungen der Juden nach Waffen zu durchsuchen. Bei diesen Haussuchungen kam es zu schweren Übergriffen. Irgendwann war dichter Qualm aus der engen Löwengasse [Judengasse] aufgestiegen. Die Synagoge stand in Flammen.“
In der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft waren mindestens 13 von den 1933 in Kuppenheim registrierten Jüdinnen und Juden ums Leben gekommen.
Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge
Am Platz der ehemaligen Synagoge erinnert ein Denkmal an die Kuppenheimer Jüdinnen und Juden.
Friedhof

Einziges Relikt der jüdischen Geschichte Kuppenheims ist der jüdische Friedhof an der Stadtwaldstraße mit seinen mehr als 1000 Grabsteinen.

Stolpersteine
Stolpersteine erinnern an Kuppenheimer Opfer des Nationalsozialismus. Infos: Arbeitskreis Stolpersteine Kuppenheim, www.juedisches-kuppenheim.de.
Quellen
Linder, Gerhard Friedrich: Die jüdische Gemeinde in Kuppenheim, Ubstadt-Weiher, 1999
Stiefvater, Oskar: Geschichte und Schicksal der Juden im Landkreis Rastatt. In: Um Rhein und Murg. Heimatbuch des Landkreises Rastatt, 5 (1963), S. 42-83