Ilvesheim
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Auszug aus einer Rede eines der Schüler bei der Vorstellung der Ilvesheimer Gedenksteine am Mahnmal in Neckarzimmern: „Unser Gedenkstein kommt aus Ilvesheim – eine Gemeinde in der Nähe von Mannheim, wo seit vielen Jahren im alten Hundheimer Schloss die Schule für Blinde und Sehbehinderte ansässig ist. Die letztjährige Abschlussklasse unserer Realschule beschäftigte sich im Rahmen eines Geschichtsprojektes: ‚Jüdische Bürger in Ilvesheim‘ während des Naziregimes intensiv mit dem Thema.
Unsere Spurensuche konzentrierte sich auf drei Lebensläufe: Fanny und Hilda Loeb und erstmals entdeckt in alten Wochenbüchern: Herbert Hammel, ein ehemaliger Schüler und Lehrer an unserer Schule. Die jüdische Herkunft prägte bei allen den weiteren Lebenslauf. Für die Geschwister Loeb endete es tragisch. Beide Schwestern wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs verschleppt. Die ältere Schwester, Fanny Loeb starb ein dreiviertel Jahr später in Gurs, den katastrophalen Zuständen dort geschuldet. Hilda Loeb wurde von Gurs nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Hermann Hammel gelang mit seiner Familie die Flucht nach Israel und überlebte.
Die emotionale Betroffenheit bei der Arbeit während des Projektes war sehr groß. Es entstand eine besondere Verbindung, nicht zuletzt deshalb, weil Menschen mit Behinderung ja auch auf der Liste der Mörder standen. Das Mahnmal der Gemeinde, welches am Ort der Deportation steht, hat uns sehr berührt. In Gesprächen mit dem Steinmetz Herr Kleineidam kam der Gedanke auf, dies ein zu beziehen und gleichzeitig tastbar und mit einer Metalltafel in Punktschrift zu gestalten.“
Die Jugendlichen orientierten sich am städtischen Mahnmal, das mit seinen 13 Stelen an die 13 Deportierten aus Ilvesheim erinnert. Von oben betrachtet bildet es ein Fragezeichen: Die Frage, die es formuliert, lautet: „Was haben wir euch denn getan?“ Diese Frage steht auch auf den beiden Gedenksteinen der Jugendlichen - einmal in lateinischer Schrift und einmal in Schwarz- und Punktschrift (Brailleschrift).“
Die Umsetzung des Entwurfes übernahm die Werkstatt des Steinmetzen- und Steinbildhauermeisters Detlef Kleineidam.