Hockenheim
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Gedenkstein in Hockenheim

49.318419, 8.548834

Deportation

Am 22. Oktober 1940 verhafteten die Gestapo die letzten vier noch in Hockenheim lebenden Jüdinnen und Juden. Sie fuhren sie zum Heidelberger Bahnhof, wo die Festgenommenen einen nach Frankreich fahrenden Sonderzug besteigen mussten. Das Hockenheimer Ehepaar Ludwig und Rosa Baumgarten waren im August 1942 von Gurs nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet worden. Möglicherweise hat Bella Maier, ihren Mann Hermann und ihre 1924 geborene Tochter Berta, die sich zum Zeitpunkt der Deportation in Karlsruhe aufhielten, erst im Lager Gurs wieder getroffen. Hermann Maier wurde am 11. September 1942 über das Sammellager Drancy nach Auschwitz verbracht und dort ermordet. Bella Maier war es hingegen gelungen, mit Hilfe Einheimischer mit der Tochter Berta aus Gurs zu entkommen und im Versteck die Zeit der Verfolgung zu überleben. Nach dem Krieg zogen Mutter und Tochter in die USA, der Sohn Ludwig Maier emigrierte mit Unterstützung des Roten Kreuzes von Frankreich aus nach Palästina. Bei einem Besuch der Mutter und Schwester ist er im Alter von 27 Jahren in New York an Krebs verstorben.

Jüdische Ortsgeschichte

1510 wurde einem jüdischen Händler vorübergehend das Wohnrecht in dem kurpfälzischen Dorf Hockenheim eingeräumt, doch kann erst ab dem 18. Jahrhundert von einem jüdischen Gemeindeleben in Hockenheim ausgegangen werden. 1833, als etwa zehn jüdische Familien im Dorf lebten, erbaute sich die jüdische Gemeinde eine Synagoge. 1864 erreichte sie mit 165 Personen ihre höchste Mitgliederzahl. 1879 gründete sie einen eigenen Friedhof.

1933 lebten in Hockenheim noch 52 Jüdinnen und Juden. Am 10. November 1938, während des Novemberpogroms, kam es auch dort zu schweren antijüdischen Ausschreitungen u. a. wurde die Synagoge in Brand gesteckt. Die Hockenheimer Schutzpolizei stellte in ihrem Bericht vom 11. November 1938 die Übergriffe als das Werk der Einwohner Hockenheims dar: „Hierbei wurden in der Bismarckstrasse die Fensterläden, Scheiben und zum Teil die Möbel zertrümmert. Bei den Jüdinnen Hockenheimer in der Adolf Hitlerstrasse wurden um Mitternacht ebenfalls die Läden, Türen, Schaufenster u. z. Z. Möbelstücke zertrümmert. Die Täter konnten nicht ermittelt werden und die Bevölkerung wurde von weiteren Vorhaben abgehalten.“

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

An einem Verwaltungsgebäude am Platz der ehemaligen Synagoge (Ottostraße) erinnert eine Gedenktafel an ihre Geschichte. Dort steht auch der Hockenheimer Vor-Ort-Stein.

 

Friedhof

Auf dem jüdischen Friedhof (beim Hockenheimer Motodrom) stehen etwa 55 Grabsteine.

Stolpersteine

Stolpersteine in Hockenheim: commons.wikimedia.org/wiki/Category:Stolpersteine_in_Hockenheim?uselang=de //