Heinsheim (Bad Rappenau)
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Gedenkstein in Heinsheim

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Deportation

Hedwig Freudentaler, ihre 1925 geborene Tochter Anna und ihr Vater Moses Ottenheimer wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Eine Heinsheimerin erinnerte sich an ihre Abholung: „Moses, Hedwig und Anna wurden von der Polizei verständigt und mussten den ganzen Tag vor dem Rathaus warten. Meine Mutter brachte ihnen etwas zu essen.“ Moses Ottenheimer starb 1942 im Lager Rivesaltes, sein Enkelkind Anna Freudentaler wurde von Hilfsorganisationen aus dem Lager geholt. Sie überlebte durch die Hilfe der protestantischen Pfadfinder in Vabre im Departement Tarn. Annas Mutter Hedwig Freudenthaler wurde 1942 von den Nationalsozialisten nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

Jüdische Ortsgeschichte

Erstmals wird 1563 ein jüdischer Bewohner des reichsritterschaftlichen Dorfes Heinsheims erwähnt. Einen Betsaal oder eine Synagoge bestand bereits um 1600, ebenso der jüdische Friedhof, der bis in das 19. Jahrhundert hinein auch von etwa 25 jüdischen Gemeinden in der Region belegt wurde. 1767/68 lebten 17 jüdische Familien im Ort. 1796 erbaute die jüdische Gemeinde gegen den Willen der christlichen Nachbarn eine Synagoge. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie 1838 mit 118 Seelen. 1900 zählte sie 82 Personen (12 % der Einwohnerschaft); diese lebten hauptsächlich von ambulantem Handel mit Vieh, Pferden und Textilien.

Während des Novemberpogroms 1938 drangen SA-Männer in mehrere jüdische Wohnungen Heinsheim ein, zerschlugen das Mobiliar und warfen die Fenster ein. Ein Mann, der den Befehl hatte, das Synagogengebäude anzuzünden, hat diesen nicht befolgt.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Die ehemalige Synagoge (Schloßgasse 3/1) dient heute als Gedenkstätte. Träger ist der „Freundeskreis Ehemalige Synagoge Heinsheim“: http://synagoge-heinsheim.de

Friedhof

Der Heinsheimer Friedhof umfasst über 1100 Grabsteine aus vier Jahrhunderten. Kontakt: gaesteinfo@badrappenau.de

Quellen
Angerbauer, Wolfram / Frank, Hans Georg: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn, Heilbronn 1986, S. 101-109