Hardheim
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Gedenkstein in Hardheim

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Deportation

Nach dem von den Nazis erstellten „Verzeichnis der am 22. Oktober 1940 aus Baden aufgeführten Juden“ wurden am 22. Oktober 1940 17 Jüdinnen und Juden aus Hardheim verschleppt. Auf dem Schlossplatz wartete ein Bus, der sie zum Heidelberger Hauptbahnhof brachte. Ein Hardheimer Deportierter überlebte in verschiedenen französischen Lagern; fünf Hardheimer Jüdinnen und Juden hatten großes Glück, sie konnten im Frühjahr 1941 das Lager Gurs verlassen und in die USA auswandern, allerdings verstarb einer von ihnen auf der Schiffspassage nach dem erhofften Exil. Die anderen Deportierten aus Hardheim kamen entweder in einem der französischen Lager ums Leben oder in einem der Mordlager im Osten Europas.

Jüdische Ortsgeschichte

1318 wurden zum ersten Mal jüdische Familien in dem zu Würzburg gehörigen Marktflecken Hardheim aktenkundig. Während der Pestpogrome 1349 kam es auch hier zu antijüdischen Pogromen. Die Entstehung der neuzeitlichen jüdischen Gemeinde wird für das 16. Jahrhundert angenommen. 1679 wurde zum ersten Mal eine Synagoge in Hardheim erwähnt. Das Gotteshaus stand vermutlich in der Judengasse (seit 1933 „Inselgasse“), dem damaligen Wohngebiet der jüdische Einwohner. 1805 erbaute sich die jüdische Gemeinde in der „Judengasse ein neues Gotteshaus“. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie 1876 mit 158 Personen. Ihre Toten bestattet sie auf dem Külsheimer Verbandsfriedhof, danach auf dem von ihr um 1875 angelegten Friedhof.

1933, als noch 55 Jüdinnen und Juden in Hardheim lebten, existierten dort mehrere jüdische Gewerbebetriebe und Handlungen darunter eine Eisen- und Maschinenhandlung, eine Gerberei, eine Seifensiederei, ein Kolonialwarengeschäft, zwei Textilgeschäfte und ein Schuhgeschäft. Während des Novemberpogroms 1938 schlugen Nationalsozialisten in der Synagoge die Kronleuchter herunter und zerrissen die Gebetbücher. Zu körperlichen Angriffen gegen die jüdische Bevölkerung soll es dabei nicht gekommen sein.

Von den 1933 in Hardheim wohnhaften 55 jüdischen Personen kamen in der Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus mindestens 15 ums Leben.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

Im Schlossgarten trägt ein Gedenkstein die Namen der am 22. Oktober 1940 deportierten Jüdinnen und Juden von Hardheim.

Friedhof

Auf dem jüdischen Friedhof beim Kasernengelände stehen 93 Grabsteine.

Im Erftal-Museum erinnert eine Gedenkstätte an den jüdischen Lehrer Willi Wertheimer.

Quellen
Trunk, Rainer: Aus der Geschichte der Hardheimer Juden, in: Hardheim. Perle des Erfatales, S. 324-328
Weiss, Elmar: Der Gerechte lebt durch seine Treue, 1996