Grünsfeld
135

Gedenkstein in Grünsfeld

49.6089902, 9.7458792

Deportation

Als am 22. Oktober 1940 die zur Abholungen eingeteilten Polizisten nach Grünsfeld kamen, trafen sie dort nur noch sieben Jüdinnen und Juden an. Sie brachten die Festgenommenen mit Lastwagen zum Mannheimer Hauptbahnhof, von dem mehrere Sonderzüge nach Südwestfrankreich abgingen. Die betagten Frauen Karoline Merzbacher und Rosa Rotschild verstarben 1941 im Lager Gurs. Der 1931 geborene Hugo Schiller wurde im Februar 1941 von einer Mitarbeiterin der Quäker aus dem Lager geholt. Nach einem Aufenthalt im Waisenhaus von Aspet kam er mit einem Kindertransport der Quäker nach England. Hugo Schillers Eltern Friedrich und Selam Schiller sowie die ebenfalls aus Grünsfeld nach Gurs deportierten Hilda Rosenbusch und Hermann Rosenbaum wurden im August 1942 von den Nationalsozialisten von Gurs nach Auschwitz verbracht und dort ermordet.

Jüdische Ortsgeschichte

1218 wurden in der Stadt Grünsfeld zum ersten Mal jüdische Bewohner erwähnt. 1298 wurde die jüdischen Einwohner ermordet oder vertrieben. In späteren Jahrhunderten hielten sich mehrfach jüdische Familien in Grünsfeld auf, aber erst nach dem 30jährigen Krieg begann sich das jüdische Leben in der Stadt zu verstetigen. Die jüdischen Einwohner waren vor allem im Viehhandel aktiv. Die nie mehr als 63 Personen (1871) umfassende jüdische Gemeinde feierte ihre Gottesdienste in einem Betsaal in einem Privathaus.

1933 lebten noch 33 Jüdinnen und Juden in Grünsfeld. Einige von ihnen wanderten aus, andere zogen in größere Städte. Während des Novemberpogroms 1938 wurde der Betsaal der jüdischen Gemeinde geplündert.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Andere Zeugnisse

Bei dem „Näpchenstein“ in der Außenwand der etwa 2 km nördlich von Grünsfeld gelegenen romanischen Achatiuskapelle soll es sich um einen mittelalterlichen Chanukka-Leuchter handeln.

Am Haus Treppengasse 1 (frühere Judengasse) ist das Relief eines bärtigen Mannes zu sehen, welches viele für eine Darstellung eines Juden halten.

Quellen
Weiß, Elmar: Zeugnisse jüdischer Existenz in Wenkheim, Tauberbischofsheim 1992.
Weiß, Elmar: Jüdisches Schicksal im Gebiet zwischen Neckar und Tauber, o. O. 1979