Grombach (Bad Rappenau)
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49.228052470518, 8.9997185022457

Deportation

Als die Nationalsozialisten am 22. Oktober 1940 ins Dorf kamen, um die letzten sieben hier noch lebenden Jüdinnen und Juden abzuholen, trafen sie nur noch sechs jüdische Menschen an. Bis auf Isak Federgrün, der im Lager Gurs verstorben war, scheinen alle anderem den Krieg überlebt zu haben. Regina Federgrün, 1944 vom französischen Internierungslager Vernet in das KZ Ravensbrück verschleppt und dann nach Auschwitz, erlebte ihre Befreiung durch die Roten Armee am 27. Januar 1945. Nach einer beschwerlichen Fußwanderung von Auschwitz nach Berlin, kehrte sie im August 1945 nach Grombach zurück. 1946 emigrierte sie nach Palästina, wo 1960 verstorben ist.

Jüdische Ortsgeschichte

Die Anfänge jüdischen Lebens im reichsritterschaftlichen Dorf Grombach liegen im frühen 17. Jahrhundert.1776/77 lebten 29 jüdische Bewohner dort. Seit ca. 1840 besaß die Grombacher Judenschaft auch eine eigene Synagoge an der Hauptstraße, der ein Schulzimmer angeschlossen war. Elementarunterricht erhielten die jüdischen Kinder in der katholischen Ortsschule, an der zeitweise auch ein jüdischer Privatlehrer angestellt war. Verstorbene begrub die Gemeinde auf dem jüdischen Verbandsfriedhof in Waibstadt. Die Grombacher Kultusgemeinde war seit 1827 dem Rabbinatsbezirk Sinsheim zugeordnet. 1855 machten die 70 Grombacher Jüdinnen und Juden etwa acht Prozent der damaligen Einwohnerschaft aus. Sie waren Teil der Dorfgemeinschaft und in den örtlichen Vereinen aktiv. Trotz Ab- und Auswanderung jüdischer Bewohner blieb ihre Anzahl bis 1900 relativ konstant; Vieh- und Getreidehandel waren wesentliche ökonomische Grundlagen der Familien. Zu Beginn der NS-Zeit betrieben die wenigen jüdischen Familien Grombachs noch vier Geschäfte. Im Jahre 1937 wurde die Kultusgemeinde auf Beschluss des Badischen Staatsministerium aufgelöst. Während des Novemberpogroms zerstörten auswärtige SA-Angehörige die Synagoge an der Hauptstraße und das Lebensmittelgeschäft von Julius Strauß; die Synagogenruine blieb noch jahrzehntelang stehen.   

Auch in der NS-Zeit hielten die evangelischen Einwohner Kontakt zu ihren jüdischen Nachbarn. Während des Novemberpogroms 1938 verwüsteten auswärtige SA-Männer das Lebensmittelgeschäft von Julius Strauß und die Wohnung des Vorbeters und Synagogendieners Isak Federgrün. Ursprünglich plante die SA auch die Niederbrennung der Synagoge, doch aus Rücksicht auf eine benachbarte Scheune, begnügte sie sich mit der Zerstörung des Betsaals. Da sich den Juden nach dem Novemberpogrom 1938 keine Verdienstmöglichkeiten mehr boten, verließen viele ihren Heimatort. Die wenigen verbliebenen Jüdinnen und Juden wurden von Dorfbewohnern mit Lebensmitteln unterstützt.

 

Zeugnisse jüdischen Lebens
Andere Zeugnisse

In der Kapelle des Schloss Neuhaus ist der Türsturz des Eingangsportals der früheren Grombacher Synagoge eingemauert. Der Türsturz trägt ein Zitat aus Jesaja 56,7 in hebräischer Schrift: „Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden“.

 

Quellen
Angerbauer, Wolfram / Frank, Hans Georg: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn, Heilbronn 1986, S. S. 80-83
Appenzeller, Hans: Geschichte der jüdischen Gemeinde Grombach, in: ‘Bad Rappenauer Heimatbote’ - Heimatgeschichtliche Beilage des Mitteilungsblattes, Dezember 1995, S. 33 - 40
Hahn, J. / Krüger, J.: “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Stuttgart 2007, S. 32/33