Graben-Neudorf
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Gedenkstein Graben-Neudorf

49.1605184, 8.4849472

Deportation

Am Morgen des 22. Oktobers 1940 wurden Karoline Ott und Johanna und David Prager aufgefordert, sich für ihre Abholung bereit zu halten. Karoline Ott überlebte in einem französischen Altenheim. Das Ehepaar Prager wurde am 12. August 1942 vom Sammellager Drancy bei Paris nach Auschwitz verschleppt und vermutlich gleich bei seiner Ankunft ermordet. Julchen Süß, die mit einem „Arier“ verheiratet war, wurde nicht abgeholt. Als sie Anfang 1945 aufgefordert wurde, sich für einen Transport nach Theresienstadt am 14. Februar 1945 bereitzuhalten, nahm sie sich das Leben.

Jüdische Ortsgeschichte

Die Anfänge der kleinen jüdischen Gemeinde des baden-badischen Dorfes Graben reichen in das 18. Jahrhundert zurück, 1740 sollen dort und im Nachbarort Liedolsheim drei jüdische Familien gelebt haben. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte die israelitische Gemeinde Graben um 1895 mit 54 Personen. Bereits Ende des 18. Jahrhundert existierte in Graben eine jüdische Wirtschaft; zuletzt wurde es von dem Ehepaar Prager betrieben (bis 1936). Die jüdischen Einwohner Grabens waren im Dorf-und Vereinsleben integriert. Über Graben hinaus bekannt war die 1878 gegründete Likör- und Branntweinbrennerei Baer & Co. Ihre Gottesdienste feierte die jüdische Gemeinde im Betsaal ihres Gemeindehauses (Karlsruher Straße 67).

Zu Gewalttaten gegen die jüdische Minderheit soll es in der NS-Zeit nicht gekommen sein, doch wer weiterhin Kontakt zu jüdischen Nachbarn hielt, hatte mit wüsten Drohbriefen zu rechnen. Das jüdische Gemeindehaus, das die politische Gemeinde kurz vor dem Novemberpogrom 1938 erworben hatte, blieb von Angriffen verschont.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Andere Zeugnisse

An der früheren Gaststätte „Zur Sonne“ (Rheinstraße 2-4) erinnert ein mit hebräischen Buchstaben versehener Schlussstein aus dem Jahr 1786 an ihre frühere Bestimmung als koschere Wirtschaft.

Quellen
Dussel, Konrad: Graben: vom Bauerndorf zur modernen Industriegemeinde. Heidelberg, Ubstadt-Weiher [u.a.] 2006, S. 146-149
Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen: „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Bd. 2, Stuttgart 2007, S. 162-164