Eppingen
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Gedenkstein in Eppingen

49.1379832, 8.9092339

Deportation

Emilie Baumann: Die aus EppingerinEmilie Baumann arbeitete beim Einmarsch der Deutschen im Mai 1940 als Krankenschwester in Paris. Als „feindliche Deutsche“ wurde sie mit hunderten in Frankreich lebenden deutschen Frauennach Gurs gebracht. Dort betätigte sich als Kinderschwester, was die französische Lagerleitung. „Sie hat nur Lob verdient für all die Arbeit, die sie geleistet und all das Gute, das sie verbreitete“, schrieb der Chefarzt des Lagers, Dr. Laclau. Als sie im Oktober offiziell entlassen werden sollte, kamen plötzlich neue Transporte an: „Ich lag schon mitten den Kindern in der Baracke zum Schlafen, als plötzlich der Eingang aufgeschlossen und ein Tisch und ein Stuhl hereingestellt wurden. Kurz darauf fuhren Lastwagen - mit Menschen beladen - ein, die am Ende ihrer Kräfte waren. Es handelte sich um Juden aus Baden“. Als sie auf einer Liste der Kommandantur den Namen ihres früheren Vorgesetzten Richard Behrens entdeckte, entschied sie sich freiwillig länger im Lager zu bleiben. Behrens attestierte der tatkräftigen Frau, dass sie mit „vorbildlicher Menschenliebe“ den Kindern im Lager Gurs vorzügliche Pflege habe zuteilwerden lassen. " (Bad Schönborner Geschichte, B.2., 2015, S. 281)

Jüdische Ortsgeschichte

Mehr als hundert Jahre mach der Vertreibung der im 14. Jahrhundert in Eppingen erwähnten Juden, begannen sich wieder jüdische Familien dort anzusiedeln. 1722 umfasste die jüdische Gemeinde der kurpfälzischen Stadt neun Familien. Ihre Gottesdienste feierte sie in dieser Zeit in der „Alten Universität" in der Fleischgasse („alte Judenschule"). 1772 baute sie in der Küfergasse ihre erste Synagoge. Dort befand sich schon seit dem 16. Jahrhundert eine Mikwe. 1841 lebten 222 Jüdinnen und Juden in Eppingen. 1872/73 konnte die jüdische Gemeinde eine neue repräsentative Synagoge im neoromanischen Stil einweihen. Die 1925 noch in Eppingen lebenden 71 Jüdinnen und Juden machten etwa zwei Prozent der Ortsbevölkerung aus.

Während des Novemberpogroms 1938 wurde auch die Eppinger Synagoge Ziel des antisemitischen Hasses. SA-Männer aus Eppingen und aus benachbarten Orten steckten das Gotteshaus in Brand. Die Feuerwehr hätte so lange mit dem Wasserschlauch auf die Synagogenfenster gehalten, bis fast alle zersprungen waren, erinnerte sich ein Zeitzeuge. Am Morgen nach dem Angriff sollen Kinder aus der benachbarten Volksschule die wenigen heil gebliebenen Fenster eingeworfen haben. Die jüdische Bevölkerung wurde aus ihren Wohnungen heraus verhaftet und aufs Rathaus getrieben. Männer wie Frauen. Während die jüdischen Frauen wieder in ihre verwüsteten Wohnungen zurück durften, brachte man ihre Männer in das Konzentrationslager Dachau, wo man sie erst nach Wochen oder Monaten wieder entließ. Die nach dem Novemberpogrom 1938 einsetzende Flut antisemitischer Verordnungen und Gesetze engte das Leben der jüdischen Bevölkerung immer mehr ein. Im April 1939 wurden Berta und Simon Siegel aufgrund des um diese Zeit erlassenem „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ aus ihrer Mietwohnung in das Armenhaus umgesiedelt.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

An die reiche Geschichte der jüdischen Gemeinde Eppingen erinnert heute ein kleines Museum im Haus der Alten Synagoge, Küfergasse 2. Dort kann auch ein jüdisches Ritualbad („Jordanbad") besichtigt werden. Kontakt: rathaus@eppingen.de.

Stolpersteine

2021 wurden die ersten 14 Stolpersteine in Eppingen an fünf Plätzen verlegt: https://www.eppingen.org/de/fotos/2021/10/Stolpersteine-gedenken-an-jue…

Quellen
Angerbauer, Wolfram / Frank, Hans Georg: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn, Heilbronn 1986, S. 59-67
Heimatfreunde Eppingen (Hg.): Jüdisches Leben im Kraichgau. Zur Geschichte der Eppinger Juden und ihrer Familien. Eppingen 2006