Emmendingen
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Gedenkstein in Emmendingen

48.121836, 7.850269

Deportation

Am frühen Morgen des 22. Oktobers 1940 wurden die 71 noch in Emmendingen wohnenden Jüdinnen und Juden abgeholt. 18 war es gelungen, legal oder illegal aus dem Lager Gurs herauszukommen. 20 Deportierte aus Emmendingen starben in Gurs an Unterernährung, Entkräftung und Seuchen, mindestens 32 kamen in den Todeslagern in Osteuropa ums Leben. Einer von ihnen, Rolf Weinstock, kehrte als einziger Überlebender im Juni 1945 nach Emmendingen zurück. Seine Erinnerungen an die Deportation nach Gurs und 1942 nach Auschwitz und an den Todesmarsch von dort zum KZ Buchenwald hat er in seinem 1948 erschienenen Buch: „Das wahre Gesicht Hitler-Deutschlands" festgehalten. 1946 sorgte er für die Errichtung eines Mahnmals für die „Opfer des Nazismus 1933-1945" auf dem Neuen Jüdischen Friedhof. Weinstock starb 1952 an den Folgen der KZ-Haft. An ihn erinnert die Emmendinger Weinstock-Straße.

Jüdische Ortsgeschichte

Jüdische Ortsgeschichte

In unmittelbarer Nähe des Alten Schlosses in der Kirchstraße stand die 1821 erbaute Synagoge. Die meisten jüdischen Geschäfte und Wohnungen befanden sich in der Karl-Friedrich-Straße. Während des Pogroms am 10. November 1938 wurde die Emmendinger Synagoge gesprengt. Für die Sprengung und den Abriss des Gebäudes wurde der Israelitischen Gemeinde 4179,45 Reichsmark in Rechnung gestellt. Ebenfalls am 10. November 1938 wurden die jüdischen Männer in das KZ Dachau verbracht. Richard Günzburger wurde im KZ ermordet, die anderen Männer kamen schwer gezeichnet nach Wochen wieder zurück. Von den 138 Jüdinnen und Juden, die 1939 noch in Emmendingen lebten, gelang etwa der Hälfte die Auswanderung, zumeist in die USA.

Als Folge des Zuzugs jüdischer Emigranten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Emmendingen kam es 1995 zur Gründung der Jüdische Gemeinde Emmendingen. Die Stadtverwaltung überließ der neuen jüdischen Gemeinde die „alte Synagoge“ in der Kirchstraße 11, wo ihre Verwaltung untergebracht ist. Ihre Gottesdienste feiert sie in einem Betsaal im Dachgeschoss eines Hauses in der Innenstadt. 2012 gehörten ihr knapp 300 Personen an; sie leben in Emmendingen und anderen Orten des Landkreises Emmendingen und des Ortenaukreises.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Am ehemaligen Standort der Synagoge am Schlossplatz erinnert eine Gedenktafel an das Novemberpogrom 1938. 1994, anlässlich der Erneuerung des Synagogenplatzes, wurden die Umrisse der zerstörten Synagoge im Pflaster markiert. 

Friedhof

Von 1717 bis 1899 bestattete die jüdische Gemeinde ihre Toten auf dem Alten Jüdischen Friedhof (Ecke Herrmann-Günth-Straße / Haselmattenstraße). Der neue jüdische Friedhof liegt neben dem Bergfriedhof. 

Andere Zeugnisse

Im Untergeschoss des Jüdischen Museums Emmendingen befindet sich das historische Ritualbad (Kirchstraße Nr. 15): https://www.juedisches-museum-emmendingen.de

Quellen
Grasse, Carola; Merz, Helmut R. ; Rutz, Christa: Jüdisches Leben in Emmendingen : Orte, Schauplätze, Spuren. Haigerloch 2001
Günther, Karl: Die jüdische Gemeinde, in: Auer, Gerhard / Jenne, Hans-Jörg Hg.): Geschichte der Stadt Emmendingen, Bd. 2, Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1945. Emmendingen 2010, 589-724
Teschemacher, Klaus: Geschichte der jüdischen Gemeinde Emmendingen nach 1945, in: Jüdisches Leben in Baden 1809 bis 2009, Ostfildern 2009, S. 196 – 202