Eberstadt (Buchen)
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49.1804054, 9.3237366

Deportation

Am 22. Oktober 1940 holten die Nationalsozialisten die Ehepaare Abraham und Jeanette Steinhardt und Abraham und Ida Haugewitz ab. Abraham Haugewitz starb am 3. September 1941 im Lager Gurs, seine Ehefrau Ida konnte die Zeit der Verfolgung überleben. Nach dem Krieg war sie in einer französischen Nervenheilanstalt untergebracht. Jeanette Steinhardt, die am Tag ihrer Abholung 60 Jahre alt geworden war, deportierten die Nationalsozialisten am 12. August 1942 vom Sammellager Drancy bei Paris aus nach Auschwitz. Dort wurde sie vermutlich gleich nach ihrer Ankunft ermordet.

Jüdische Ortsgeschichte

Seit dem 18. Jahrhundert lebten jüdische Familien im reichsritterschaftlichen Dorf Eberstadt. Die jüdische Gemeinde erreichte um 1836 mit 112 Personen (etwa 15% der Ortsbevölkerung) ihre höchste Mitgliederzahl. Eine 1827 auf dem Platz einer Vorgängersynagoge erbaute neue Synagoge ist erhalten und steht mitten im Ort neben dem „Gasthaus Krone“. 1925 lebten nur noch 18 Jüdinnen und Juden im Ort.

Am 23. Dezember 1936 wurde die jüdische Gemeinde Eberstadt aufgelöst und ihre Mitglieder der Nachbargemeinde Buchen zugewiesen. Am 10. November 1938 sperrte die örtlich NSDAP die wenigen noch im Ort lebenden jüdischen Eberstadter im Spritzenhaus ein. Als sich die 81jährige Susanna Stern weigerte ihr Haus zu verlassen, schoss ihr der NSDAP-Ortsgruppenleiter Adolf Heinrich in den Kopf. In einer Meldung der Gendarmerie-Abteilung Buchen vom 10. November 1938 heißt es über den Mörder: „Bei dem Beschuldigten handelt es sich um einen anständigen und arbeitsamen Burschen, der einen soliden Lebenswandel und einen guten Ruf in der Gemeinde genießt.“ Der Reichsjustizminister stellte am 2. Oktober 1940 das Verfahren gegen Adolf Heinrich ein.

Von 12 den 1933 in Eberstadt lebenden jüdischen Einwohnern kamen in der Zeit der NS-Herrschaft mindestens fünf ums Leben.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Das Synagogengebäude hat seinen sakralen Charakter bewahrt (unterhalb der Rathausstraße 1).

Andere Zeugnisse

Im Keller der ehemaligen Synagoge befindet sich das 1998 wieder freigelegte Ritualbad der jüdischen Gemeinde. In diesem Jahr wurden auch Reste einer Genisa (Aufbewahrungsort für untauglich gewordene jüdische Ritualgegenstände und Schriften) auf dem Dachboden gefunden.

Quellen
Schmitt, Bruno : Eberbach am Neckar : "Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung" im Odenwald von 1918 bis 1945, Ubstadt-Weiher u. a., 2024