Buchen
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Gedenkstein in Buchen

49.519813, 9.322885

Jüdische Ortsgeschichte

Mehrfach finden Buchener Juden Erwähnung in Urkunden des 14. und des 15. Jahrhunderts - zumeist im Zusammenhang mit einem Verfolgungsgeschehen. Zur Bildung einer Gemeinde kam es aber erst im Verlauf des 17. Jahrhunderts. In dieser Zeit wohnten die jüdischen Familien in der Kellereigasse, in der Haaggasse und in der Wilhelmstraße. 1863/6 erbaute sich die jüdische Gemeinde eine neue Synagoge in der Vorstadtstraße 35 (Ecke Walldürner Straße 37), nachdem der Vorgängerbau in der Haaggasse wegen eines Brands nicht mehr genutzt werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie mit 140 Personen ihre höchste Mitgliederzahl erreicht. Die Buchener Juden wurden als Teil der städtischen Gemeinschaft angesehen, dennoch war es bereits 1931 in Buchen zu Übergriffen gegen jüdische Bürger und die Synagoge gekommen.

Die jüdischen Familien Buchens lebten vom Handel mit Vieh, mit Landwirtschaftsprodukten und mit Waren aller Art. Bis nach 1933 gehörten ihnen Textilgeschäfte, Manufakturwarenhandlungen, eine Viehhandlung und eine Öl-, Fett- und Landesproduktenhandlung. Der am 1. April 1933 beginnende Boykott jüdischer Geschäfte ließ sie rasch verarmen. 1936 notierte der Lehrer und Vorsänger Willi Wertheimer, dass „des Öfteren Steine durch die Fenster der Synagoge (flogen)“. Kurz vor dem Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verkauft (1939 abgebrochen). Trotz dieses Besitzerwechsels stürmten die aufgeputschten Nationalsozialisten den Betsaal der ehemaligen Synagoge. Vermutlich unter dem Eindruck des Pogroms nahm sich der angesehene Heimat- und Mundartdichter Jakob Mayer 1939 das Leben.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Gedenksteine

Im ehemaligen „Beginen-Klösterle“ in der Obergasse 6 ist die „Bücherei des Judentums” untergebracht. Kontakt: info@buecherei-des-judentums.de

Synagoge

Auf einer Plattform auf den Grundmauern der ehemaligen Synagoge befindet sich der Jakob-Mayer-Platz (benannt nach dem jüdischen Lokaldichter Jakob Mayer), dessen Kellergeschoss als Gedenkort dient: gedenkstaetten-bw.de/fileadmin/gedenkstaetten/pdf/gedenkstaetten/buchen

Quellen
Trunk, Rainer: Jüdisches Buchen : Orte jüdischer Geschichte und Kultur, Haigerloch 2007
Mahr, Daniel (Hg.): Zeugnisse jüdischer Existenz im Altkreis Buchen. Die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Altkreis Buchen, Buchen 2006, S. 12-14
Trunk, Rainer: Die jüdische Gemeinde Buchen, in: 700 Jahre Stadt Buchen, Buchen 1980, S. 83-98, S. 174-177
Fotografien jüdischer Menschen aus Buchen: https://www.leo-bw.de/web/guest/themenmodul/juedisches-leben-im-suedwesten/schlaglichter/geteilter-alltag/portraets