Bohlingen (Radolfzell)
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Gedenkstein in Bohlingen

47.716968, 8.892433

Stolperstein vor dem ehemaligen Wohnhaus von Johanna Schwarz (Hittisheimerstraße 6)
Deportation

In Bohlingen gab es keine jüdische Gemeinde. Von hier aus wurde Frau Johanna Schwarz, geb. Michel (1872 – 1943) nach Gurs deportiert.

Die in Bingen geborene Johanna Schwarz, geb. Michel (1872-1943) war die einzige Person, die am 22. Oktober 1940 von Bohlingen aus nach Gurs deportiert wurde. Die Bohlinger Jugendgruppe hat ihr Schicksal recherchiert: Sie war die Ehefrau aus Bohlingen stammenden Mann katholischen Glaubens. 1927 hatte sie den Leichnam ihres ein Jahr davor verstorbenen Gattens von Berlin aus auf den Bohlinger Friedhof überführen lassen. Sie blieb in Bohlingen, wo sie von Verwandten ihres Ehemannes aufgenommen wurde. Von betagten Bohlingern erfuhren die Jugendlichen, dass Johanna Schwarz gerne die Gaststätten „Krone“ und „Amann“ besuchte, um dort eine Tasse Kaffee zu trinken. Sie war von zarter Statur und gezwungen, am Stock zu gehen. Man wusste im Dorf, dass die freundliche Dame Jüdin war, sei aber von niemandem schlecht behandelt worden.

Am 22. Oktober 1940 wurde Johanna Schwarz von den Nationalsozialisten abgeholt und mit einem Lastwagen vermutlich nach Singen gefahren. Dort musste sie einen von Konstanz kommenden Sonderzug besteigen, der sie zusammen mit Jüdinnen und Juden aus der Bodenseeregion nach Südwestfrankreich brachte. Laut dem Gedenkbuch der Bundesrepublik Deutschland ist Johanna Schwarz am 24. April 1943 in der französischen Stadt Auch verstorben.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Stolpersteine

Vor dem ehemaligen Wohnhaus von Johanna Schwarz (Hittisheimerstraße 6) erinnert ein Stolperstein an sie: www.stolperstein-singen.de.