Badenweiler
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Jüdische Ortsgeschichte

Erst nach der rechtlichen Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung im Großherzogtum Baden im Jahr 1862 war jüdischen Familien eine Niederlassung in der Stadt Badenweiler gestattet. Da immer nur wenige jüdische Jüdinnen und Juden in Badenweiler lebten, bildeten sie eine Filiale der benachbarten Synagogengemeinde Müllheim. Bis nach 1933 existierten in Badenweiler an jüdische Betrieben die Arztpraxis Dr. Hermann Haymann (Ernst-Eisenlohr-Straße 1), das Kurhotel Bellevue mit ritueller Gastwirtschaft (Luisenstraße 12) und das Textilgeschäft Monasch.

Am 22. Oktober 1940 lebten nur noch die Schwestern Berta, Charlotte und Gertrud Monasch in Badenweiler, alle anderen Mitglieder der jüdischen Filialgemeinde waren weggezogen oder ausgewandert. Den Transportbefehl überbrachte der Badenweiler Ortsgendarm, der auch den Auftrag hatte, die Schwestern Monasch mit dem Taxi zum Müllheimer Bahnhof zu bringen. Eine Rotkreuzhelferin und ihre Kollegin aus Badenweiler standen auf dem Bahnsteig, als die Lautsprecher gegen 19 Uhr die Einfahrt eines außerplanmäßigen Zuges ankündigten: „Wir empfanden Unbehagen, Neugier, Angst, alles durcheinander, und dann als der Zug abfuhr, in einem der letzten Wagen, die Gesichter ans geschlossene Fenster gedrückt, sah ich zwei Frauen: ‚Schau doch, die Monaschs!‘ Wir wollten spontan winken, und uns bemerkbar machen, dann schämten wir uns, wir wollten weglaufen und uns verstecken. Wir bekamen Angst. Seither hat mir niemand mehr etwas vormachen können; ich wusste von da an, wohin wir geführt werden.“

Zeugnisse jüdischen Lebens
Friedhof

Auf dem jüdischen Friedhof in der Stadt Müllheim ruhen auch die Verstorbenen der jüdischen Filialgemeinde Badenweiler. Dort erinnert eine Gedenkstätte an die jüdischen NS-Opfer der Städte Müllheim und Badenweiler.

Quellen
Schuhbauer, Rolf: Nehmt dieses kleine Heimatstück. Spuren und Leidenswege von Mühlheimer und Badenweiler Juden, Mühlheim 2001