Adelsheim
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Gedenkstein in Adelsheim

49.404412835525, 9.3892214662704

Setzung des Vor-Ort-Steines vor der Jakobskirche
Deportation

Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten neun noch in der Stadt lebenden Juden in das Internierungslager Gurs verschleppt. Die Stadtverwaltung vermerkte hinter jedem Namen der von ihr geführten „Judenkartei“: „22.10.1940 ausgewandert Palästina“. In französischen Lagern sind das betagte Ehepaar Ernestine und Heinrich Goldschmidt (1941 Récébédou) verstorben, Bonna Schorsch (1941 Gurs) und Max Alexander (1942 Nexon).

Jüdische Ortsgeschichte

Erst Ende des 17. Jahrhunderts kam es zur Bildung einer jüdischen Gemeinde in der kurpfälzischen Stadt Adelsheim. Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie um 1885 mit 70 Personen.
Ihre Mitte des 19. Jahrhunderts eingerichtete Synagoge in der Turmstraße (1965/66 abgerissen) gab sie 1889/90 auf und ersetzte sie durch einen Neubau in der Tanzbergstraße (1977 abgerissen). Mehrere jüdische Gewerbebetriebe trugen insbesondere seit der Gründung des Kaiserreiches zur wirtschaftlichen Entwicklung Adelsheims bei: Eine Schuhfabrik, mehrere Groß- und Kleinhandlungen mit Landesprodukten und anderen Waren.

Die israelitische Gemeinde Adelsheim zählte 35 Mitglieder im Jahr 1933. Der 1933 von den Nationalsozialisten eingesetzte neue Bürgermeister ließ an den Samstagen die Parkbänke vorübergehend entfernen, um den jüdischen Familien die Möglichkeit zu nehmen, am Schabbat auf diesen zu sitzen.
1934 misshandelten Adelsheimer Nationalsozialisten den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Adolf Schoch. Während des Novemberpogroms 1938 zerstörten Nationalsozialisten aus Adelsheim die Inneneinrichtung der Synagoge: Die Torarollen verbrannten sie auf dem Turnplatz. Anfang September 1939 zu Kriegsbeginn untersagte der NSDAP-Ortsgruppenleiter den wenigen noch in der Stadt verbliebenen Jüdinnen und Juden das Verlassen ihrer Wohnungen; nur einer einzigen Person war gestattet, zu Einkäufen auf die Straße zu gehen. Auf Beschwerde des Oberrats der Israeliten Badens wurde dieses Verbot wieder zurückgenommen.

Der 1933 geborene Hermann Rosenfeld kam mit Hilfe der Quäker im August 1941 von Gurs aus mit einem Kindertransport in die USA, seine vier Schwestern waren schon 1939 mit Kindertransporten nach Großbritannien gebracht worden. Seine Eltern Adolf und Katharina Rosenfeld sollte Hermann Rosenfeld nicht wiedersehen. Im August 1942 sind sie von Gurs über das Sammellager Drancy nach Auschwitz verschleppt worden. Er und der 1941 von Gurs in die USA ausgewanderte Adolf Schorsch überlebten als einzige der neun deportierten Jüdinnen und Juden.

Mindestens 10 der 35 Jüdinnen und Juden, die zwischen 1933 und 1945 in Adelsheim lebten, waren dem nationalsozialistischen Rassenwahn zum Opfer gefallen.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Synagoge

Am Standort der ehemaligen Synagoge erinnert eine Gedenktafel an ihre Geschichte (Ecke Tanzbergstraße/Untere Au-Straße).

Friedhof

Auf dem kommunalen Friedhof ruhen 19 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neckarelz. Sie waren auf einem Todesmarsch in Adelsheim bei Kriegsende umgekommen.

Quellen
Scholz, Rüdiger: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Adelsheim. Unser Land. 1993, S. 158 – 163
Graef, Gottlieb: Die Geschichte der Adelsheimer Juden, in: Heimatbilder aus der Geschichte der Stadt Adelsheim, Neuauflage 1969