Achern
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Gedenkstein in Achern

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Der Vor-Ort-Gedenkstein
Deportation

Max und Johanna Hammel waren die einzigen Menschen jüdischer Herkunft, die am 22. Oktober von den Nationalsozialisten aus Achern abgeholt wurden. Hermann Neuchel, ein Freund des Ehepaars, fragte ein hochrangiges Mitglied der NSDAP einige Tage später nach dessen Verbleib. Wenige Tage später wurde Hermann Neuchel in ein Lager gebracht. Erst nach einer Intervention des Direktors der Glashütten Schmidt kam er nach drei Wochen wieder aus dem Lager heraus – abgemagert und zu Tode erschöpft. Inwieweit seine Frage nach dem Schicksal des Ehepaars Hammel mit seiner Verhaftung im Zusammenhang stand, ist nicht geklärt.

Jüdische Ortsgeschichte

Die wenigen jüdischen Familien, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Achern niederließen, bildeten eine Filiale der israelitischen Gemeinde Bühl. Ihre Höchstzahl erreichte die kleine jüdische Gemeinschaft 1925 mit 25 Personen, von denen einige in der Heil- und Pflegeanstalt Illenau arbeiteten oder als Patientinnen bzw. Patienten dort lebten. Aus Achern stammte der bekannte deutsche Fußballnationalspieler Julius „Juller“ Hirsch (1892 – 1945). Er wurde von den Nationalsozialisten 1945 nach Auschwitz-Birkenau verbracht und vermutlich dort in den Gastod geschickt.

Zu Beginn der NS-Zeit lebten jüdischen die Familien Hammel (Fautenbachstr. 8) und Gerber im Ort. Der Zahnarzt Dr. Walter Gerber emigrierte mit seinen Angehörigen 1936 nach Indien. Für Max und Johanna Hammel scheint es die Option einer Auswanderung nicht gegeben zu haben, möglicherweise fehlten ihnen die finanziellen Mittel. 1933 musste das Ehepaar ihre Mietwohnung aufgeben, worauf ihnen ein „arischer“ Acherner Bürger eine Unterkunft in der Spitalstraße besorgte. Als Max Hammel wegen seiner jüdischen Herkunft seinen Arbeitsplatz aufgeben musste, stellte ihn die Glashütten Schmidt als Hilfsarbeiter ein.

Das Ehepaar Max und Johanna Hammel überlebte die Zeit der Verfolgung in französischen Lagern. Als es 1947 eine befreundete Familie in Achern besuchte, sagte Max Hammel, angesprochen auf seine Tochter Hannelore, verheiratete Fetterer: „Ich weiß, dass ich Hannelore nicht mehr finde.“ Hannelore Fetterer war am 12. Januar 1942 von ihrem Wohnort Stuttgart aus nach Riga deportiert worden. Ihre Spur verliert sich im KZ Stutthof bei Danzig.

Im Zusammenhang mit den Euthanasieaktionen der Nationalsozialisten wurden 1940 auch jüdische Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Illenau nach Osteuropa verschleppt und dort in einem Todeslager ermordet.

Zeugnisse jüdischen Lebens
Andere Zeugnisse

Eine Straße im Acherner Ortsteil Oberachern ist nach Hannelore Fetterer, geb. Hammel, benannt.

Im Obergeschoss des „Illenau Arkaden Museums“ informiert ein Gedenk- und Informationsraum an die von den Nationalsozialisten ermordeten 254 Patientinnen und Patienten der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Illenau.

Quellen
Götz, Patrick / Rumpf, Andrea: Jüdische Spuren in Achern, Lichtenau, Schwarzach und Stollhofen, in: Stadt Bühl, Stadtgeschichtliches Institut (Hg.): Jüdisches Leben: auf den Spuren der israelitischen Gemeinde in Bühl, Bühl 2001, S. 22-28