Weingarten
Für Weingarten wurde leider noch kein Gedenkstein erstellt.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich an der Realisation beteiligen könnten und unser Projekt somit bald vollständig umgesetzt wäre. Nähere Informationen dazu finden Sie beim Menüpunkt „Gedenksteinprojekt “.
Geschichtsabriss:
1525 werden erstmals einige jüdische Familien im zunächst badischen, später kurpfälzischen Dorfe Weingarten genannt. Erst um 1700 lässt sich eine dauerhafte Ansässigkeit von Juden nachweisen. Eine erste Synagoge gab es bereits im 18.Jahrhundert in der Kirchstraße; das 1840 durch einen neuen Synagogenbau an der Ecke Kirchstraße/Keltergasse ersetzt wurde. Die Keltergasse hieß von nun an bis 1933 Synagogengasse (heißt heute wieder so?) Bemerkenswert an ihrer Lage war die Nachbarschaft zu den zwei christlichen Kirchen. Neben der Synagoge befand sich das Haus des jüdischen Lehrers. Eine eigene jüdische Schule gab es in Weingarten bis Anfang des 19.Jahrhunderts; danach besuchten die jüdischen Kinder die katholische Volksschule am Ort. Als Begräbnisstätte nutzten die Juden Weingartens den Verbandsfriedhof bei Obergrombach; bis etwa 1630 war der Friedhof in Worms Begräbnisstätte. Ab den 1830er Jahren verfügte die jüdische Gemeinde über einen eigenen Friedhof am „Effenstiel“. Der versteckt liegende Friedhof ist das einzige baulich erhaltene Zeugnis jüdischer Geschichte Weingartens. Spannungen zwischen jüdischen und christlichen Dorfbewohnern hatten im März 1848 beinahe zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in Weingarten geführt; doch der ‚freiwillige’ Verzicht der Juden auf alle ihre Rechte führte zu einer Beruhigung der Lage. Erst nach der endgültigen rechtlichen Gleichstellung 1862 entspannte sich das Zusammenleben.
In der NS-Zeit - 1933-1945
Der reichsweit durchgeführte Boykott am 1. April 1933 wurde in Weingarten nicht beachtet. In den Morgenstunden des 10.November 1938 wurde auch die dortige Synagoge verwüstet; so sollen zwei Lehrer der Ortsschule mit ihren Klassen in das Gebäude gezogen sein und dort die Schüler zur Schändung und Zerstörung der Kultgegenstände getrieben haben. Wenige Tage später wurde das Synagogengebäude auf Anweisung der NSDAP-Leitung abgerissen und die Steine als Baumaterial verwendet. Die 23 noch in Weingarten wohnenden Juden wurden in den Oktobertagen 1940 nach Gurs deportiert. Mindestens 29 aus Weingarten stammende bzw. ansässige jüdische Bürger fielen der NS-Verfolgung zum Opfer.
Gedenken
Eine 1985 angebrachte bronzene Gedenktafel an der katholischen Kirche - gegenüber dem Standort der ehemaligen Synagoge - erinnert heute an die einstige jüdische Gemeinde. 2014 wurden dort zusätzlich zwei großformatige Fotographien angebracht. Eine weitere Gedenktafel wurde 1993 am Wartturm hinzugefügt. 2013 wurde mit der Verlegung von „Stolpersteinen“ begonnen.
Literatur
Büsing, Hayo: Die Geschichte der Juden in Weingarten (Baden) von den Anfängen im Mittelalter bis zum Holocaust, Seminararbeit, Theologische Fakultät Universität Heidelberg 1982/83 (1991 veröffentlicht)
Hahn, J. /Krüger, J.: “Hier ist nichts anderes als Gottes Haus ...” Synagogen in Baden-Württemberg, Teilband 2: Orte und Einrichtungen, Stuttgart 2007, S. 507 – 509
Hahn, Joachim: Erinnerungen und Zeugnisse jüdischer Geschichte in Baden-Württemberg, Stuttgart 1988, S. 299 - 302
Heinz, Werner: Altdorf Weingarten 1805 - 1945. Industrialisierung, Arbeitswelt und politische Kultur, Bergatreute o.J., S. 271 f.
Hundsnurscher, F. / Taddey, G.: Die jüdischen Gemeinden in Baden - Denkmale, Geschichte, Schicksale, Hrg. Archivdirektion Stuttgart, Band 19, Stuttgart 1968, S. 287 – 289
Kelch, Wilhelm: Die Weingartener israelitische Gemeinde und ihre Synagoge, Maschinenmanuskript, o.O. o.J.
Preuß, Monika (Bearb.): Der jüdische Friedhof in Weingarten,Unveröffentlichte Grunddokumentation des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg, 1993
Stude, Jürgen: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe, Hrg. Landratsamt Karlsruhe, Karlsruhe 1997, S. 383 ff.
Gedenkbuch
Blum, Emilie
Blum, Gustav
Blum, Jakob
Blum, Julius
Fuchs, Betty
Fuchs, Dora Zigora (geb. Weil)
Fuchs, Klara (geb. Fuchs)
Fuchs, Klara
Fuchs, Nanette
Löwenstein, Betty (geb. Löb)
Löwenstein, Helene (geb. Bär)
Löwenstein, Hilda (geb. Fuchs)
Löwenstein, Jakob
Löwenstein, Julchen (geb. Fuchs)
Löwenstein, Julius
Löwenstein, Leopold
Löwenstein, Moritz
Schlößinger, Sofie
Stengel, Frieda
Stengel, Friede
Stengel, Irma
Stengel, Irma (geb. Maier)
Stengel, Max
Stengel, Pauline (geb. Berlinger)
Stengel, Sigrid