Offenburg

Gruppe:

Auf dem Offenburger Stein ist ein Torso mit einer Faust auf dem Herzen zu sehen.


Vor Ort:

Der Gedenkstein steht im Hof des Schiller-Gymnasiums

Geschichtsabriss:

Die Angehörigen der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde Offenburg wurden während der Pestverfolgungen 1349 aus der Stadt gewiesen bzw. umgebracht. Ihr geistiges Zentrum war die um 1393 erwähnte Synagoge, die im Bereich der Glaserstraße und der Bäckergasse (bis 1824 „Judengasse" genannt) lag. Unter dem 1793 erbauten Haus Glaserstraße 8 befindet sich ein jüdisches Ritualbad über dessen Erbauungszeit unterschiedliche Einschätzungen vorliegen. Entweder stammt sie aus der Zeit vor der Vertreibung der Offenburger Juden im Jahre 1349 oder von der zweiten jüdischen Gemeinde, die vorübergehend im 17. Jahrhundert in Offenburg bestand. Zum Bad, das von Grundwasser gespeist wurde, führen 36 Stufen hinab.

Eine dritte Gemeinde begann sich rasch zu etablieren, nachdem den Juden im Jahre 1862 die freie Wahl des Wohnorts ermöglicht wurde. Die jüdischen Neubürger, von denen die meisten aus Diersburg stammten, eröffneten zahlreiche Handels- und Gewerbebetriebe, die von großer Bedeutung für das wirtschaftliche Leben der Stadt waren. Offenburg war bis nach 1933 das religiöse Zentrum auch für die in Appenweier, Gengenbach, Haslach und Durbach lebenden Juden. 1875 wurde im Tanzsaal des Gasthauses „Salmen" (Lange Straße 52, Hinterhaus) ein Betsaal eingerichtet. Das Vorderhaus diente dem Vorsänger beziehungsweise später dem Synagogendiener und dem Rabbiner (Offenburg war seit 1893 Sitz des Rabbinatsbezirks Offenburg-Schmieheim) als Wohnung.

Beim Novemberpogrom 1938 wurde der „Salmen“ gleich zweimal Ziel randalierender Nationalsozialisten. Am 1. Juli 1940 verkaufte die jüdische Kultusgemeinde das Anwesen an die Stadt, die es an Gewerbebetriebe vermietete. 1978 wurde eine Gedenktafel angebracht. 1997 erwarb die Stadt das Gebäude und ließ 2002 darin ein Kulturzentrum einrichten. Im „Salmen“ befindet sich auch eine Gedenkstätte für die in der NS-Zeit verfolgten Offenburger Juden, von denen mindestens 97 ermordet wurden. Ein im Gemeinschaftsbesitz der Diersburger und Durbacher Juden befindlicher Friedhof lag beim heutigen Freiburger Platz. 1836 löste die Stadt Offenburg diese Grabstätte gegen den Willen der Durbacher Juden auf. Bei Straßenbauarbeiten kamen mehrere Grabsteine dieses Friedhofes zum Vorschein. Sie wurden auf dem neuen jüdischen Friedhof aufgestellt, wo sie heute noch stehen. Um 1870 richtete sich die israelitische Gemeinde eine jüdische Friedhofsabteilung (Fläche 26,67 ar) auf dem städtischen Friedhof ein. Darauf befindet sich auch eine Gedenkstätte und 45 Gräber von „Opfern der Gewaltherrschaft 1933-45" sowie das am 23. Oktober 1990 eingeweihte Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Am Schillergymnasium erinnert eine Gedenktafel und ein Gedenkstein an die etwa 100 am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportierten Offenburger Juden.

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Gedenkbuch