Neidenstein

Gruppe: 2005 / Schülerinnen und Schüler der Projektgruppe Judentum im Kraichgau der Realschule Waibstadt

Der Neidensteiner Memorialstein ist bewusst einfach gehalten. Der Keupersandstein aus einem Steinbruch aus dem benachbarten Ort Weiler versahen die Schülerinnen und Schüler Waibstadter Realschule mit einer Kupferplatte, die mit einem Davidstern und dem Ortsnamen Neidenstein verziert ist. Die Unverwüstlichkeit des Materials Kupfer steht für die Dauerhaftigkeit. Dauerhaft soll die Erinnerung an die Holocaust-Geschehnisse sein.


Vor Ort: Vor dem Rathaus Neidenstein (2008)

Geschichtsabriss:

Das Dorf Neidenstein mit heute noch bewohnter Burganlage gehörte bis Anfang des 19. Jahrhunderts der Familie von Venningen. Hier bestand bis 1938 eine jüdische Gemeinde. Ihre Wurzeln gehen bis in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück, als Jakob Gasel als erster Jude in Neidenstein ansässig wurde. In den folgenden hundert Jahren stieg die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder auf über 200 an und er- reichte um 1839 mit 254 Personen ihren Höchststand. Die Synagoge in Neidenstein wurde 1831 als eine der größten Landsynagogen Badens gebaut. Sie und ihre Umgebung, vor allem der heutige Kirchgraben bildeten damals das Zentrum des jüdischen Lebens, da sich auch die meisten jüdischen Wohnungen in diesem Gebiet befanden. Dieser Bereich wird im Volksmund "Judenbuckel" genannt. Neben der Synagoge unterhielt die jüdische Gemeinde auch eine Volksschule und sogar eine eigene Bäckerei. Anlässlich des bevorstehenden 100jährigen Jubiläums wurde die Synagoge 1930 von Grund auf renoviert. In der Reichspogromnacht wurde die Inneneinrichtung der Synagoge von SA-Männern aus Eschelbronn und Neidenstein zerstört und viele der Einrichtungsgegenstände gestohlen. Das Gebäude wurde schließlich am 20. Januar 1939 von der Israelitischen Gemeinde zum Preis von 1000 Reichsmark an einen örtlichen Landwirt verkauft. Dieser entkernte die ehemalige Synagoge kurze Zeit später, errichtete eine neue Nordwand und nutzte das Gebäude als Stall. 1945 wurde das Gebäude vom alliierten Militär beschlagnahmt und der jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übergeben. Diese war noch 1951 zu einem Drittel Miteigentümerin des Gebäudes und verkaufte den Eigentumsanteil 1952 für 1700 DM wieder an den Landwirt, der das Gebäude bereits 1939 erworben hatte. Von der Synagoge stehen heute nur noch die Außenmauern, die großen, heute zugemauerten Rundbogenfenster sind jedoch noch erkennbar. Die Religionsschule ist heute ein Bauernhaus. Im Heimatmuseum Neidenstein befinden sich einige Ritualobjekte, darunter der Thoraschrein, ein Thorazeiger (Jad). Darüber hinaus gibt es Fotos sowie weitere Geschichtsdokumente.
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