Ladenburg
Der Riss im Ladenburger Memorialstein symbolisiert den Keil, den die Nationalsozia-listen zwischen die Bewohner der Stadt und die Juden getrieben hatten. Die Lage ehemaliger jüdischer Wohnhäuser sind auf dem Stein mit Davidsternen gekennzeichnet; auf einer anderen Seite ist der Grundriss des Lagers in Gurs abgebildet. Eine Verbindung der zwei Hälften schafft eine metallene Thorarolle, die die Erinnerung an die Rettung einer Thorarolle während des Novemberpogroms 1938 durch Jugendliche der jüdischen Gemeinde Ladenburgs wachhält. Die Inschrift des Steines stammt aus dem 3. Buch Mose: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Dieses Bibelzitat schlägt eine Brücke zwischen Judentum und Christentum.
Vor Ort: Marktplatz Ladenburg
Geschichtsabriss:
1933 lebten noch 88 jüdische Personen in Ladenburg. Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts entschlossen sich in den folgenden Jahren immer mehr der jüdischen Personen zur Aus- oder Abwanderung. Nach dem Tod des Gemeindevorstehers Julius Kaufmann 1934 wurde Nachfolger im Amt sein Schwiegersohn Eugen Levy, der jedoch bereits im August 1937 verstorben ist. Die letzten jüdischen Geschäfte mussten bis 1937/38 schließen oder an nichtjüdische Personen verkauft werden. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge und des jüdische Gemeindehaus sowie die Wohnung von Lehrer Rosenfelder völlig demoliert. SS-Leute bereiteten auch die Inbrandsetzung oder alternativ die Sprengung des Gebäudes vor, was jedoch auf Grund der dichten Bebauung nicht ausgeführt wurde. Bis 1940 war etwa die Hälfte der jüdischen Ladenburger in die USA, nach Erez Israel/Palästina, England oder Australien emigriert. Die letzten 27 jüdischen Personen in der Stadt wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Sie waren zwischen einem und 85 Jahren alt – seitdem sind in Ladenburg keine Juden mehr wohnhaft.
Auf Grund der Judenverfolgungen und -ermordungen in der NS-Zeit kamen von den 1933 in Ladenburg wohnhaften 88 jüdischen Personen mindestens 29 ums Leben.
Gedenkbuch
Driels, Moritz
Driels, Rosa (geb. Rubel)
Frankenthal, Lilli
Hirsch, Elias
Hirsch, Fritz
Hirsch, Jakob
Hirsch, Jod
Hirsch, Johanna (geb. Simon)
Hirsch, Rahel
Hirsch, Selma (geb. Kaufmann)
Kaufmann, Julie
Kaufmann, Luise
Kaufmann, Mathilde (geb. Maier)
Kaufmann, Meta
Kaufmann, Sally
Kempe, Betty (geb. Plaut)
Kempe, Erich Yitschak
Krell, Alfred
Krell, Anna (geb. Kapustin)
Krell, Lea
Krell, Ruth
Levy, Ella (geb. Kaufmann)
Löwenfels, Ernst
Löwenfels, Heinrich
Löwenfels, Recha (geb. Gutmann)
Rhein, Bertha (geb. Sternweiler)