Kippenheim
Ausführlich beschrieben die Mitglieder des Kippenheimer Jugendkreises ihren Memorialstein: „Ein Gedicht von Kurt Maier hat uns die Schrecken von Gurs vor Augen geführt und uns zur Gestaltung des Gedenksteins inspiriert. Wir wollten beides ausdrücken - den Weg der Deportation, von Menschen, die doch so lange Teil unseres Ortes waren - und das furchtbare Schicksal, das sie erwartete. Die Bahngleise symbolisieren die Fahrt nach Gurs und enden dort im Chaos der Zerstörung und in den Trümmern tausender Leben. An den Seiten befinden sich der Davidstern, als Symbol für den jüdischen Glauben, und die Gesetzestafeln, die auch auf der Kippenheimer Synagoge zu sehen sind. Als Inschrift tragen sie in hebräischer Schrift: Du sollst nicht töten!‘
Vor Ort: In der Poststraße vor der ehemaligen Synagoge in Kippenheim
Geschichtsabriss:
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Kippenheim reicht bis in das 17. Jahrhunderts zurück (erstmal 1654 ein Jud Löw erwähnt). Ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie 1871, wo sie mit 323 Personen etwa 16 % der Gesamtbevölkerung stellte. Die israelitische Gemeinde Kippenheim gehörte zum Bezirksrabbinat Schmieheim-Offenburg. 1933 hatten jüdische Gewerbetreibende einen beträchtlichen Anteil am Wirtschaftsleben des Ortes. Es gab etwa zehn jüdische Viehhändler, zwei Metzger, zwei Lederhändler, drei Stoffhändler, einen Schuhhändler, zwei Textilwarengeschäfte, zwei Manufakturwarengeschäfte, eine Gemischtwarenhandlung; dazu eine Tabakwarengroßhandlung und eine Getreide-, Mehl- und Futtermittelgroßhandlung, sowie eine für die ganze Region bedeutende Eisen- und Baumaterialienhandlung.
Ein Torbogen in der Friedhofsstraße 6 trägt die hebräische Inschrift „Maharam Weil“. Von der Friedhofsstraße abzweigend führt das „Judengäßle“, ein schmaler Verbindungsweg zur Bergstraße. Im Bereich des „Judengäßle“ stand vermutlich die 1. Kippenheimer Synagoge (erbaut um 1750) und die 1794 in Fachwerkbauweise erstellte 2. Kippenheimer Synagoge. Nach dem Bau der 3. Synagoge 1852 in der Poststraße wurde diese als Schuppen benutzt und 1983 abgebrochen. Noch heute kann man an der Rückwand des benachbarten Gebäudes seine Umrisse ablesen. 1852 konnte die neue Synagoge in der Poststraße eingeweiht werden. Prägend für den Gesamteindruck ist die im Rundbogenstil gehaltene Doppelturmfassade mit Dreiecksgiebel und zinnenbekrönten Turmstümpfen. Im Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von Angehörigen der Lahrer HJ-Gebietsführerschule demoliert. Ein bereits gelegter Brandsatz wurde gelöscht, weil Nachbarn um ihren Schuppen fürchteten. Nach einer wechselvollen Besitzgeschichte erwarb die politische Gemeinde 1984 das Gebäude und ließ 1986 die Außenfassade wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen. 2003 wurde auch das Innere des Gebäudes im Auftrag des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim e. V. restauriert. 2002 wurde im Keller das Tauchbecken des Ritualbads entdeckt und wiederhergestellt. Hinter der Synagoge steht das sogenannte Rabbinerhaus, in dem der Vorsänger der Gemeinde wohnte und Religionsunterricht erteilte und im Winter die Werktagsgottesdienste stattfanden. Die Kippenheimer Juden setzten ihre Toten auf dem Schmieheimer Verbandsfriedhof bei.
In der NS-Zeit kamen von den 1933 in Kippenheim wohnhaften 144 jüdischen
Personen mindestens 31 ums Leben. An sie erinnert eine Gedenktafel im
Vorraum der ehemaligen Synagoge.
Gedenkbuch
Auerbacher, Gerda
Auerbacher, Hermann
Auerbacher, Josef
Auerbacher, Max
Auerbacher, Mina
Auerbacher, Rosa
Auerbacher, Salomon
Auerbacher, Sofie
Kaufmann, Sofie
Maier, Kurt Salomon
Meier,
Meier, Charlotte
Meier, David
Meier, Heinz
Meier, Kurt
Meier, Siegfried
Rosenfeld, Salomon
Valfer, Fanny (geb. Wertheimer)
Valfer, Max
Wachenheimer, ElIa
Wachenheimer, Ella (geb. Eichel)
Wachenheimer, Hugo
Wachenheimer, Käthe (geb. Ehrlich)
Wachenheimer, Oskar
Weil, Berta
Weil, Gerda
Weil, Helene (geb. Lion)
Weil, Julius
Wertheimer, Auguste
Wertheimer, Mathilde (geb. Weil)
Wertheimer, Rosa
Wertheimer, Sofie