Sandhausen
Gruppe: 2006 /Firmgruppe der Katholischen Gemeinde Sandhausen
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Quer über den Memorialstein aus Sandhausen läuft ein tiefer Riss., der ihn fast auseinanderbrechen lässt. Ein Davidstern hält die beiden Steinhälften zusammen. Aus dem Riss quellen Tränen wie Blut aus einer Wunde. Auf einer Seite des Steins ist zu lesen: „Denn Tag und Nacht beweine ich die Toten“ (Jer. 8, 23). Damit knüpft der Stein an einen älteren Gedenkstein an, der vor der ehemaligen Synagoge in Sandhausen an das Schicksal der Sandhauser Juden erinnert.
Vor Ort:
Geschichtsabriss:
Im kurpfälzischen Ort Sand hausen bestand vom 18. Jahrhundert bis 1938 eine jüdische Gemeinde. 1871 erreichte sie ihren Höchststand mit 104 Personen. Als Wein-Tabak-und Hopfenhändler sowie als Betreiber von Zigarrenfabriken hatten die jüdischen Bewohner am wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts maßgeblichen Anteil.
Im 19. Jahrhundert bestand zunächst ein Betsaal im 1845 erworbenen Gebäude Bahnhofstraße 2 (Grundstück nach 1945 neu überbaut). Als der Betsaal die wachsende Gemeinde nicht mehr aufnehmen konnte, erwarb man 1867 die ehemalige reformierte Kirche (erbaut 1755 bis 1757) in der Ortsmitte und richtete darin die Synagoge ein. Während der Renovierung der evangelischen Kirche Sandhausens 1881 hielt die evangelische Gemeinde für einige Monate ihren Gottesdienst in der Synagoge ab. Bis 1938 wurde das Kirchengebäude als Synagoge genutzt. Kurz vor der Pogromnacht wurde es wegen der Auflösung der Gemeinde erkauft und entging dadurch dem Abbruch, wurde aber im Inneren völlig demoliert. Nach dem Krieg war 1951 bereits der Abbruch genehmigt, aber einzelne Ortsbürger, die jüdische Gemeinde Heidelberg und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit setzten sich für den Erhalt ein und bewirkten die Renovierung 1960-1962 sowie die Nutzung als Ort der Begegnung. Neben dem Gebäude erinnert ein Gedenkstein an das Schicksal der jüdischen Gemeinde Sandhausen.